
Schlafen in anderen Kulturen: Faszinierende Schlafgewohnheiten weltweit

Wie, wann und wo Menschen schlafen, ist längst nicht überall gleich. Während bei uns das getrennte Schlafzimmer mit Bett und fester Nachtruhe die Norm ist, schlafen andere Kulturen auf Matten am Boden, in Hängematten unter freiem Himmel oder gemeinsam mit der ganzen Familie. Manche machen einen Mittagsschlaf, andere verteilen ihren Schlaf über den ganzen Tag – je nach Klima, Lebensrhythmus und Tradition.
Wer über den eigenen Tellerrand blickt, entdeckt erstaunliche Unterschiede in den Schlafgewohnheiten weltweit – und lernt viel über kulturelle Werte, Gemeinschaft, Körperbewusstsein und Flexibilität. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise rund um den Globus: Von der Siesta in Südeuropa bis zum Futon in Japan, vom polyphasischen Schlaf indigener Völker bis zu modernen Schlaftrends in Megastädten.
Du erfährst, wie unterschiedlich Menschen schlafen – und was du daraus für deine eigene Schlafhygiene mitnehmen kannst.

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Schlafgewohnheiten weltweit – So unterschiedlich schläft die Welt
Die Frage, wie Menschen schlafen, lässt sich global betrachtet nicht pauschal beantworten. Während in westlichen Ländern meist acht Stunden ungestörter Nachtschlaf als Ideal gilt, zeigen viele Kulturen ganz andere Rhythmen, Prioritäten und Umgangsformen mit dem Thema Schlaf.
In einigen Teilen der Welt ist der Schlaf eng mit dem sozialen Gefüge verbunden – etwa, wenn mehrere Generationen in einem Raum schlafen oder das Bett tagsüber ganz verschwindet. Andernorts ist Schlaf ein stark funktional organisierter Prozess, angepasst an Arbeit, Klima oder religiöse Rituale. Manche Kulturen bevorzugen eine feste Schlafenszeit, andere richten sich stärker nach Sonnenauf- und -untergang.
Auch die Dauer des Schlafs variiert stark: In urbanen Metropolen Asiens oder Amerikas wird oft kürzer geschlafen als auf dem Land – nicht aus Tradition, sondern aus Zeitdruck. Und während polyphasische Schlafmuster in manchen Regionen selbstverständlich sind, gelten sie in anderen als exotisch oder gar ungesund.
Kurz gesagt: Schlafgewohnheiten sind keine weltweite Norm, sondern Ausdruck kultureller Vielfalt. Sie zeigen, wie unterschiedlich Menschen das scheinbar Alltägliche gestalten – und eröffnen spannende Perspektiven für unseren eigenen Umgang mit Schlaf.

Schlafen in Asien: Bodenmatten, Power-Naps und Familiennähe
Schlafen in Asien unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom westlichen Idealbild. Statt grossen Betten mit dicken Matratzen sind in vielen Ländern Bodenmatten, Futons oder dünne Schlafunterlagen üblich – oft direkt auf dem Boden ausgebreitet und morgens wieder zusammengerollt. Diese Schlafkultur gilt nicht nur als platzsparend und hygienisch, sondern wird in vielen Kulturen auch als gesund für Rücken und Haltung angesehen. In einigen asiatischen Kulturen gilt das Schlafen auf harten Unterlagen als gesund für Rücken und Haltung, da es die Wirbelsäule besser stützen soll. Tatsächlich ist dieser Effekt individuell verschieden – wissenschaftlich gesichert ist jedoch, dass sehr weiche oder durchgelegene Matratzen häufig Rückenprobleme fördern.
Japan: Inemuri, Futon und Nickerchen bei der Arbeit
Für Japaner ist das Schlafen auf dem Boden traditionell tief verwurzelt. Auf dem Tatami-Boden wird ein Futon ausgebreitet, der nachts für erholsamen Schlaf sorgt und tagsüber verschwindet – das spart Platz und schafft Flexibilität. Daneben ist in der japanischen Gesellschaft das sogenannte Inemuri verbreitet – ein kurzes Nickerchen im Sitzen, zum Beispiel in der U-Bahn oder sogar im Büro. Anders als bei uns wird dieses Verhalten nicht als Faulheit, sondern oft als Zeichen von Fleiss interpretiert.
Eine Studie zeigt, dass Japans berühmtes «Schlafen in der Öffentlichkeit» ein komplexes, gesellschaftlich geregeltes Ritual ist: Wer im Sitzen kurz eindöst, demonstriert dabei gleichzeitig Fleiss und Präsenz – eine kulturelle Logik, die sich deutlich von westlichen Schlaf- und Arbeitsnormen unterscheidet.
China & Indien: Schlafen im Mehrzweckraum
Auch in Ländern wie China oder Indien wird der Schlafplatz häufig funktional genutzt: Das Wohnzimmer verwandelt sich abends in einen Schlafraum, Matratzen oder Matten werden ausgerollt, ganze Familien schlafen gemeinsam. Mehrbettzimmer und gemeinsame Schlafräume sind üblich, besonders in grösseren Haushalten oder auf dem Land. Dabei steht Nähe oft über Privatsphäre – was das Gemeinschaftsgefühl stärkt, aber auch kulturell tief verankert ist.
Nähe, Anpassung und Pragmatismus
Was in Europa oft als unkomfortabel gilt, wird in vielen asiatischen Regionen als praktisch, effizient und verbindend erlebt. Schlaf ist hier weniger ein Rückzugsort, sondern Teil des Alltags – integriert, gemeinschaftlich und flexibel. Die Art, wie geschlafen wird, passt sich den räumlichen und sozialen Gegebenheiten an – ein Ausdruck von kulturellem Pragmatismus und funktionaler Raumnutzung.

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Da kommt noch eine Frage auf - Kann man im Stehen schlafen?
Kurzfristig – ja, aber nur als sehr leichter Dämmerzustand. Unser Muskeltonus bleibt im Stehen aktiv, damit wir nicht umkippen; echter Tief- oder REM-Schlaf setzt jedoch voraus, dass die Haltemuskeln erschlaffen. Deshalb erleben wir im Alltag höchstens Sekundenschlaf-Momente, wenn wir übermüdet an der Bushaltestelle «wegknicken». Tiere wie Pferde oder Flamingos haben dafür spezielle Gelenk-Fixiermechanismen, Menschen nicht. Wer also versucht, längere Zeit stehend zu schlafen, fällt entweder bald gegen eine Wand oder wacht immer wieder auf, weil die Balance neu justiert werden muss. Für erholsamen Schlaf braucht unser Körper letztlich eine Position, in der er das Gleichgewicht loslassen kann – sitzend (wie beim japanischen Inemuri) oder liegend.

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Was ist Siesta? Schlafrhythmen in Südeuropa und Lateinamerika
Was ist Siesta? Der Begriff steht für eine kurze Ruhepause am frühen Nachmittag, wie sie besonders in südlichen Ländern üblich ist – vor allem in Spanien, aber auch in Italien, Griechenland oder Teilen Lateinamerikas. Traditionell ruht man sich dort nach dem Mittagessen aus, oft für 20 bis 60 Minuten. Die Siesta ist jedoch mehr als nur ein Nickerchen: Sie ist ein fester Bestandteil des Tagesrhythmus und tief in der Alltagskultur und den klimatischen Bedingungen verankert.
In Regionen mit grosser Mittagshitze war es lange üblich, körperliche Arbeit in den heissesten Stunden zu vermeiden. Die Pause zur Mittagszeit diente nicht nur der Erholung, sondern auch der Produktivität – wer sich kurz ausruht, kann danach wieder konzentrierter arbeiten. Auch in der modernen Arbeitswelt findet die Siesta noch ihren Platz, besonders in ländlicheren Gegenden oder in Berufen mit flexiblen Tagesabläufen.
Polyphasischer Schlaf: Mehrmals am Tag statt einmal lang
In einigen tropischen Regionen – etwa in Mittelamerika, Südostasien oder bei Nomadenvölkern – wird der Schlaf über den Tag verteilt. Polyphasische Schlafmuster, bei denen der Schlaf in mehrere kurze Einheiten über Tag und Nacht verteilt wird, waren in vorindustriellen Gesellschaften weit verbreitet und sind noch heute in einigen traditionellen Kulturen üblich, insbesondere dort, wo Arbeitsrhythmus und Klima dies begünstigen. In einigen tropischen Regionen – etwa in Mittelamerika, Südostasien oder bei Nomadenvölkern – wird dies so auch heute noch praktiziert.
Auch Tiere und Kleinkinder schlafen auf diese Weise. In solchen Kulturen gilt Schlaf nicht als eine geschlossene Einheit, sondern als flexibler Bestandteil des Tages.
Die Vorteile kurzer Ruhephasen
Egal ob Siesta oder Powernap – kurze Schlafpausen am Tag können leistungsfördernd wirken. Studien zeigen, dass 10 bis 30 Minuten Schlaf zwischendurch helfen, die Konzentration zu steigern, Stress zu reduzieren und das Herz-Kreislauf-System zu entlasten. In Kulturen, die diesen Rhythmus pflegen, ist Schlaf kein Zeichen von Schwäche – sondern von Selbstfürsorge und Effizienz.
Historische Quellen zeigen sogar, dass einige früherer Gesellschaften regelmässig in zwei Etappen («erster» und «zweiter» Schlaf) ruhten.

Schlafplatz-Tradition: So verschieden sehen Betten aus
Die Bettenkultur ist ein Spiegel der Lebensweise – und sie unterscheidet sich von Land zu Land teils deutlich. Während in Mitteleuropa das eigene Schlafzimmer mit Lattenrost, Matratze, Nachttisch, Kopfkissen, Laken und farblich abgestimmter Bettwäsche Standard ist, sieht das in anderen Kulturen ganz anders aus. Der Schlafplatz ist dort oft flexibel, mobil oder Teil des Wohnraums – und nicht selten schlafen mehrere Menschen gemeinsam in einem Raum oder sogar in einem Bett.
In vielen lateinamerikanischen und tropischen Regionen gehören Hängematten zur traditionellen Schlafplatz-Tradition. Sie sind platzsparend, luftig und passen sich dem Körper an – ideal bei hohen Temperaturen. In Asien oder Afrika sind Schlafmatten aus Naturmaterialien weit verbreitet, die nach dem Aufstehen zusammengerollt und verstaut werden. In ländlichen Gebieten oder Grossfamilien sind auch Stockbetten oder Mehrbettlösungen üblich, um begrenzten Raum effizient zu nutzen.
Einschlafrituale und kulturelle Gewohnheiten
Auch Einschlafrituale prägen die Bettenkultur. In manchen Kulturen werden vor dem Zubettgehen bestimmte Tees getrunken, Gebete gesprochen, Räucherstäbchen angezündet oder leise Musik gehört. Schlaf ist dort nicht nur funktional, sondern eingebettet in ein kleines Alltagsritual, das Körper und Geist zur Ruhe bringt.
Schlafen im Wohnraum statt im Schlafzimmer
In vielen Teilen der Welt gibt es kein separates Schlafzimmer, wie wir es kennen. Der Wohnraum wird abends umfunktioniert, Schlafplätze werden aufgebaut und morgens wieder entfernt. Das schafft nicht nur Platz, sondern ermöglicht auch mehr Flexibilität – und zeigt, dass ein gutes Schlafumfeld nicht an vier Wände oder eine bestimmte Möblierung gebunden ist, sondern an Ruhe, Geborgenheit und funktionale Lösungen.

Schlafhygiene weltweit: Von anderen Kulturen lernen
Die Art und Weise, wie wir schlafen, ist kulturell geprägt – ebenso wie unser Verständnis von «gesundem» Schlaf. Ein Blick auf andere Länder zeigt: Die Bedeutung von Schlaf in der Kultur variiert stark. Während in westlichen Gesellschaften oft Effizienz und feste Routinen im Vordergrund stehen, begegnen viele Kulturen dem Thema Schlaf mit deutlich mehr Flexibilität und Intuition.
Schlafrituale und Körpergefühl
In vielen Regionen der Welt sind Einschlafrituale ein fester Bestandteil des Tages. Sei es eine Tasse Tee, leise Musik, gemeinsames Beten oder das Räuchern mit Kräutern – diese einfachen Rituale helfen Körper und Geist, zur Ruhe zu kommen. Sie zeigen: Schlaf beginnt nicht erst im Bett, sondern mit einer bewussten Übergangsphase. In Indien ist es beispielsweise üblich, vor dem Schlafen wärmende Kräutertees oder ayurvedische Getränke zu konsumieren, die beruhigend wirken und den Schlaf fördern sollen. In Japan hingegen werden häufig Tee-Zeremonien oder Entspannungsübungen praktiziert, um Körper und Geist gezielt auf den Schlaf vorzubereiten
Klima, Haltung und Schlafumgebung
Auch das Schlafklima ist kulturell unterschiedlich gestaltet. In heissen Ländern wird oft ohne Decke oder mit durchlässigen Materialien geschlafen, in kalten Regionen mit mehreren Lagen. Die Körperhaltung beim Schlafen – ob auf Matten, am Boden, in Hängematten oder auf dicken Matratzen – ist meist Ergebnis von Tradition und Erfahrung, nicht nur von Komfort.
Offenheit für neue Rhythmen
Was viele Kulturen vereint, ist ein natürlicherer Umgang mit Müdigkeit: Man schläft, wenn der Körper es verlangt – und nicht ausschliesslich zu festgelegten Uhrzeiten. Diese kulturelle Offenheit im Umgang mit Schlaf kann auch für uns ein Impuls sein: Schlaf darf individuell sein. Statt starrer Regeln zählen Achtsamkeit, Beobachtung und die Bereitschaft, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Co-Sleeping
Über Jahrtausende war es völlig normal, dass Eltern und Kinder sich nachts ein Bett oder eine Matte teilten – das separate Kinderzimmer ist eher eine moderne Erfindung. Laut einer Übersichtsstudie bringt das gemeinsame Schlafen sogar Vorteile: Babys werden öfter und einfacher gestillt, Herz- und Atem¬rhythmus passen sich an die Mutter an, und sie beruhigen sich schneller, wenn sie aufwachen. Kritisch wird’s erst, wenn die Umgebung unsicher ist – etwa bei zu weichen Matratzen, vielen Kissen oder wenn die Eltern rauchen oder Alkohol getrunken haben. Mit einer festen Unterlage, Rückenlage fürs Baby und einer rauch- sowie alkoholfreien Schlafumgebung kann Co-Sleeping deshalb eine sichere und verbindende Schlaf-variante sein.

Modernes Schlafverhalten im Wandel: Globalisierung verändert den Schlaf
In der heutigen Welt verändert sich unser Schlafverhalten rasant – getrieben durch Digitalisierung, Verstädterung und globalisierte Lebensstile. Während Schlafzeiten international früher stark durch Sonnenlicht, Arbeitsrhythmus und Kultur geprägt waren, bestimmen heute häufig künstliches Licht, Bildschirmzeiten und Schichtarbeit den Takt. Smartphones, Streamingdienste und rund um die Uhr geöffnete Angebote führen dazu, dass Menschen später ins Bett gehen, weniger schlafen oder ihren Rhythmus ständig verschieben.
In Städten mit hoher Bevölkerungsdichte, Lärm und Lichtverschmutzung ist erholsamer Schlaf oft schwerer zu finden. Gleichzeitig wächst weltweit das Bewusstsein dafür, dass Schlaf kein Luxus, sondern ein zentrales Gesundheitskapital ist – mit direktem Einfluss auf Immunsystem, Konzentration, Stimmung und langfristige Lebensqualität. Schlaftracking, Achtsamkeitstraining und Digital-Detox-Trends zeigen: Immer mehr Menschen suchen aktiv nach Wegen, trotz moderner Reizüberflutung zur Ruhe zu finden.

Fazit: Es gibt nicht nur eine richtige Art zu schlafen
Ob auf der Bodenmatte in Japan, in der Hängematte in Südamerika oder im Mehrbettzimmer in Indien – Schlaf ist weltweit so vielfältig wie die Kulturen selbst. Der Blick auf andere Länder zeigt, dass es keine allgemeingültige Norm gibt, wie und wo «richtig» geschlafen wird. Was zählt, ist nicht die Form, sondern die Funktion: Erholung, Sicherheit, Geborgenheit – angepasst an die jeweiligen Lebensumstände.
Diese Vielfalt verdient nicht nur Respekt, sondern bietet auch wertvolle Impulse für den eigenen Alltag. Vielleicht lässt du dein Handy abends mal länger aus, probierst einen kurzen Mittagsschlaf oder richtest dir dein Schlafzimmer einfacher und funktionaler ein. Vielleicht lernst du, mehr auf dein Körpergefühl zu hören statt auf starre Schlafregeln.
Denn guter Schlaf beginnt mit der Erkenntnis: Es gibt viele Wege zur Erholung – und dein eigener darf dabei ganz individuell sein.


FAQ – Schlafen in anderen Kulturen
FAQ – Schlafen in anderen Kulturen
Quellen / Studien
Steger B. (2003) – Getting Away with Sleep: Social and Cultural Aspects of Dozing in Japan
https://doi.org/10.1093/ssjj/6.2.181
Naska A. et al. (2007) – Siesta in Healthy Adults and Coronary Mortality
https://doi.org/10.1001/archinte.167.3.296
Thoman E. B. (2006) – Co-sleeping, an Ancient Practice: Issues of the Past and Present
https://doi.org/10.1016/j.smrv.2005.12.001
Roger Ekirch, (2016)
Segmented Sleep in Preindustrial Societies | SLEEP | Oxford Academic