Vor dem Gesetz sind Frau und Mann gleich. Aber es gibt viele Alltagssituationen, in denen Frauen nach wie vor benachteiligt oder sogar diskriminiert werden. Der Weltfrauentag, der international am 8. März gefeiert wird, möchte auf die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten aufmerksam machen.
Auch BLACKROLL® tritt für Gleichberechtigung ein, deshalb haben wir uns zu diesem Thema mit der Profifußballerin Sophia Kleinherne unterhalten. Die Innenverteidigerin macht sich immer wieder für Chancengleichheit von Frauen im Fußball stark.
Wir sprechen an einem grauen Samstagmorgen mit Sophia. Sie ist gerade zu Fuß auf dem Weg zum Training. Wie eigentlich an jedem spielfreien Tag. Auf dem Kopf trägt sie heute eine Wollmütze anstelle ihres Markenzeichens, dem hohen Zopf auf der rechten Seite.
BLACKROLL®: Hallo Sophia, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris! Heute geht es aber erstmal um ein anderes Thema, den Weltfrauentag. Unsere erste Frage: Was können Frauen besser als Männer?
Sophia grinst und überlegt, die Frage zu beantworten fällt ihr nicht leicht.
Die meisten Dinge lassen sich ja nicht verallgemeinern, was man aber vielleicht schon sagen kann, ist dass Frauen aufmerksamer, sensibler und emotionaler sind, einfach das richtige Gespür für andere Personen haben.
BLACKROLL®: Und auf den Fußball bezogen, wie helfen dir diese Eigenschaften dort?
Sophia: Wir hatten zuletzt einige Englische Wochen, da ist man sehr viel mit der Mannschaft zusammen und es ist dann wichtig zu wissen, wie es den anderen im Team geht. Um erfolgreich zu sein, müssen wir mit den Menschen um uns herum gut umgehen. Bei uns im Team ist es zum Beispiel kein Geheimnis, wenn es jemandem schlecht geht. Das zu erkennen hilft uns am Ende, gemeinsam Erfolg zu haben.
BLACKROLL®: Hast du schon einmal schlechte Erfahrungen mit Vorurteilen dir als Sportlerin gegenüber gemacht? Mit welchen Stereotypen hast du zu kämpfen?
Sophia: Wahrscheinlich gibt es einige Menschen, die die Attribute aufmerksam, sensibel und emotional negativ bewerten…Wenn ich ein paar Jahre zurück denke, wurden wir Fußballerinnen noch sehr belächelt und ich musste mich oft rechtfertigen, dass ich Fußball spiele. Da war es mir zum Teil sogar unangenehm zu sagen, dass ich Fußballerin bin.
Mittlerweile wird uns aber eine Bühne gegeben und wir können unsere Fans begeistern. Die Kritiker, die sich Spiele von uns anschauen, können wir zum Schweigen bringen. Das ist eine Entwicklung, auf die wir sehr stolz sind.
BLACKROLL®: In unserem letzten Video-Interview hast du gesagt, dass du als Innenverteidigern der letzte Mann bist. Wie wichtig ist dir Gleichberechtigung, wie wichtig Gendern?
Sophia: Gleichberechtigung ist mir sehr wichtig und ein großes Anliegen.
Ich mag aber zum Beispiel den ständigen Vergleich mit unseren männlichen Kollegen überhaupt nicht und ich fordere auch nicht das gleiche Gehalt. Das ist unrealistisch. Wir sollten aber die gleichen Trainings-Bedingungen haben, denn letztendlich investieren wir dasselbe wie sie und bringen die gleiche Leidenschaft auf den Platz.
In Frankfurt haben wir bereits Top-Bedingungen, aber es gibt eine riesige Kluft in der Bundesliga, sowohl was Trainingsplätze als auch Gehälter angeht. Während wir uns in Frankfurt sieben Tage in der Woche auf unseren Sport konzentrieren können und auf einen Kraftraum, Sauna und Kältebecken zurückgreifen können, gibt es Bundesliga-Mannschaften, die auf schlechten städtischen Plätzen trainieren und deren Spielerinnen nebenher Vollzeit arbeiten müssen. Das sollte so nicht sein.
An der Gender-Debatte gibt sicherlich einige gute Aspekte und sie hilft in Teilen, dass Frauen mehr Ansehen und Anerkennung bekommen. Eine Forderung, alle Begriffe auf Frauen umzuwandeln, halte ich aber für überspitzt. Und wenn ich mal so eine Aussage mache, dass ich der „letzte Mann“ bin, dann nehme ich mich da nicht zu ernst.
BLACKROLL®: Was müsste sich denn deiner Meinung nach ändern, um gleiche Bedingungen in der Bundesliga zu schaffen und zum Beispiel ein Grundgehalt für Bundesliga-Spielerinnen durchzusetzen.
Sophia: Das ist natürlich nicht so einfach und nicht von heute auf morgen zu ändern. Grundsätzlich braucht es aber den Willen der Verantwortlichen. Sie müssen uns Spielerinnen und den Frauenfußball ernst nehmen und auch erstmal investieren. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir das Vertrauen in uns zurückzahlen können.
Für unsere Forderungen müssen wir Profi-Fußballerinnen immer wieder einstehen, das Problem sichtbar machen und eine laute Stimme sein. Dann müssen in Zukunft einige Mädels hoffentlich neben dem Sport nicht mehr Vollzeit arbeiten.
BLACKROLL®: Bezahlung im Sport ist ja auch immer von Sponsoren abhängig, die ihre Budgets im Normalfall nach Reichweite und Sichtbarkeit ausgeben. Was sind für dich die drei Hauptgründe, warum mehr Menschen Frauenfußball schauen sollten?
Sophia: Da gibt es viele Gründe und es ist enorm, welche Entwicklung der Frauenfußball genommen hat. Wir haben viele Top-Spiele auf internationalem Niveau, die schnell, athletisch und spannend sind. 10:0 Ergebnisse gibt es so nicht mehr. Dazu kommt, dass wir auf und neben dem Platz sehr nahbar und ehrlich sind. Ich denke, das macht den Frauenfußball besonders attraktiv.
Am Ende muss ich sagen: Fußball ist Fußball und so bleibt das. Da sollte sich niemand überlegen, ob da jetzt eine Männer- oder Frauenmannschaft auf dem Platz steht.
Wir unterbrechen das Interview für einen kurzen Moment, da Sophia auf dem Trainingsgelände angekommen ist und sich etwas Blut für eine CK-Wert Messung abnehmen lassen muss. Kreatinkinase ist ein Enzym im Energiestoffwechsel und zeigt an, wie der Körper auf das Training oder die Spielbelastung reagiert. Uns zeigt das, wie professionell Frauenfußball mittlerweile ist.
BLACKROLL®: Vielen Dank, dass du uns in dieser Form ein Stück an deinem Trainings-Alltag teilhaben lässt. Ein Teil des Trainings ist ja bekanntlich die Regeneration und damit auch guter Schlaf mit schönen Träumen. Also zentrale Themen von BLACKROLL®. Wenn du einen Traum träumen dürftest, der in Erfüllung gehen soll, welcher wäre das?
Sophia lächelt und sagt dann bestimmt und mit einem Leuchten in den Augen: „Dass wir bei den Olympischen Spielen gewinnen!“ Damit meint die Innenverteidigerin natürlich nicht irgendein Spiel, sondern das Endspiel. Die Goldmedaille ist das Ziel.
BLACKROLL®: Wir drücken dir dafür beide Daumen! Du selbst bist ja bereits eine etablierte Profisportlerin. Was würdest du jungen Sportlerinnen, die gerade auf dem Sprung Richtung Profisport sind mit auf den Weg geben wollen?
Sophia: Dass sie mutig sein und das auch bleiben sollen. Der Weg in den Profisport ist nicht immer geradlinig, deshalb ist es ganz wichtig, dass der Spaß dabei nicht verloren geht. Tiefen zu durchleben und die Höhen zu schätzen, stolz darauf sein, was man sich erarbeitet hat, ist wichtig.
Herausforderungen fördern die Entwicklung, dabei darf man aber auch die Person neben dem Sport nicht vergessen und muss ihr viel Aufmerksamkeit schenken.
BLACKROLL®: Liebe Sophia, vielen Dank für das offene und inspirierende Interview.