Vermutlich kennst du das aus deinem Freundeskreis: Die einen springen morgens früh aus den Federn und sind fit wie ein Turnschuh. Die anderen kommen morgens nur mit größter Mühe aus dem Bett, sind aber spät abends noch produktiv. Seit Jahren unterscheiden Schlafforscher vor allem zwischen zwei Schlaftypen (auch Chronotypen), die als "Lerchen" und "Eulen" bezeichnet werden.
Doch die moderne Schlafforschung zeigt: Die beiden Vogelmetaphern werden der Komplexität der Sache nicht gerecht. Der Variantenreichtum an Schlaf-Wach-Kombinationen ist offenbar größer als bislang vermutet. Mindestens zwei weitere Versionen von Schlaftypen meinen russische Schlafforscher 2014 bei Experimenten mit Probanden entdeckt zu haben. Demnach gibt es Menschen, die morgens wie abends hellwach und leistungsfähig sind, und solche, die zu beiden Tageszeiten mit einer gewissen Lethargie zu kämpfen haben. In diesem Beitrag lernst du alles, was du über das Thema Schlaftyp wissen musst.
Was macht einen zur Lerche und Eule? Ob jemand eher Frühaufsteher, also Schlaftyp Lerche oder eher Langschläfer, also Schlaftyp Eule ist, kann er sich selbst nicht aussuchen. Die innere Uhr mit individuellen Leistungskurven gehört zur menschlichen Veranlagung. Der Schlaftyp Eule kann nicht zum Schlaftyp Lerche umerzogen werden oder umgekehrt. Selbst wenn Langschläfer über einen längeren Zeitraum durch äußere Umstände wie Arbeits- oder Ausbildungsbeginn gezwungen werden, früh aufzustehen, ändert das nichts an ihrer ursprünglichen Veranlagung. Es ist zwar möglich, jemanden zu konditionieren, aber ein Schlaftyp-Wechsel passiert dadurch nicht. Insgesamt sind ausgeprägte Früh- oder Spättypen aber eher selten. Die meisten Menschen sind irgendwo dazwischen und sogenannte Mittel- oder auch Normaltypen.
Da uns der Chronotyp quasi in die Wiege gelegt ist, ist eine Anpassung an das soziale Umfeld oder berufliche Erfordernisse nur schwer möglich. Man kann sich arrangieren, aber glücklich wird man nicht, wenn man sein Leben lang gegen seinen eigentlichen Biorhythmus lebt.
Lerchen neigen dazu:
Die Lerche (Frühaufsteher) fühlt sich in der Zeitstruktur der westlichen Gesellschaft recht wohl. Denn Frühaufstehern fällt es leichter, sich an den normalen Tagesablauf der Geschäftswelt zu gewöhnen. Die meisten Unternehmen, Geschäfte, Schulen und Universitäten sind tagsüber geöffnet. Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigt sogar, dass Lerchen ein höheres Maß an positiven Emotionen zeigen. Daraus kann geschlossen werden, dass es Morgenmenschen auf Grund ihres Chronotypen leichter fällt, sich in den westlichen Alltag einzufügen. Ein Nachteil von Lerchen ist, dass es ihnen schwerer fällt, Beziehungen und soziale Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten. Oft spielt sich das soziale Leben nach 21:00 Uhr statt. Eine Zeit, in der die Lerche schon wieder schläfrig wird. Spätabendliche Konzerte und Partybesuche übersteht der Morgentyp nur mit Mühe. Am Morgen nach einer langen Nacht, weckt die innere Uhr die Lerche dann wieder zur gewohnten Zeit. Manche Lerchen leiden deshalb vor allem an Wochenenden unter Schlafmangel. Der ideale Beruf für einen Morgentypen unterstützt das frühe Aufstehen.
Eulen neigen dazu:
Der Schlaftyp Eule hat im Alltag unserer Gesellschaft einen großen Nachteil. Die Mehrheit unserer Gesellschaft ist nach einem Tagesablauf strukturiert, der ein frühes Aufstehen erfordert. Die meisten Arbeitstage und die Schule beginnen in der Regel vor 9:00 Uhr. Eulen quälen sich aus dem Bett, wenn ihre innere Uhr noch auf Schlaf ausgerichtet ist. Das morgendliche Frühstück kriegen sie kaum runter, da auch das Verdauungssystem noch im Schlafmodus ist. Wenn der Arbeits- oder Schultag am Nachmittag zu Ende geht, läuft die Eule erst in geistiger Höchstform auf. Eine Vorliebe für die späteren Abendstunden ist aber nicht immer schlecht. Viele kreative Köpfe, Künstler und Schriftsteller arbeiten am besten abends oder in der Nacht, wenn die Welt um sie herum schläft. Auch eine Party bis zum Morgengrauen überstehen Eulen ohne Mühe. Für den Abendtypen eignen sich vor allem Berufe, die später begonnen werden (z.B. eine Dauer-Spätschicht). Musst du dennoch früh aus den Federn, hilft es Eulen morgens eine extra Dosis natürliches Licht aufzunehmen, abends zeitig ins Bett zu gehen und vor dem Schlafengehen Bildschirme zu vermeiden.
Von einem Normaltyp sprechen wir, wenn dieser irgendwo zwischen Lerche und Eule liegt. Tatsächlich sind die meisten Menschen unter diesen Chronotypen einzuordnen. Die Normaltypen werden weder besonders früh noch besonders spät wach. Meistens irgendwann zwischen 6:30 – 8:00 Uhr. Das geistige Hoch haben sie am Vormittag, am frühen Nachmittag sucht sie das klassische Mittagstief heim. Die beste Zeit für Sport ist am Nachmittag, wenn Blutdruck und Körpertemperatur steigen.
Der Schlaftyp kann sich im Laufe des Lebens verändern. Die meisten Kinder haben einen frühen Chronotypen. In der Pubertät verschiebt sich die Melatonin Produktion im Gehirn zeitlich nach hinten. Die Folge ist, dass Teenager abends lange wach sind und am nächsten Tag zu Morgenmuffeln werden. Aus diesem Grund ist zu hinterfragen, ob der frühe Schulbeginn im Jugendalter nicht kontraproduktiv ist. Viele Schlafforscher plädieren schon seit Jahren für einem späteren Unterrichtsbeginn. Ab dem 20. Lebensjahr verschiebt sich der Chronotyp dann wieder nach vorne, sodass die meisten erwachsenen Menschen am besten mit einer Aufwachzeit zwischen 7:00 und 8:00 Uhr zurechtkommen.
Du fragst dich: “Welcher Schlaftyp bin ich?” Es gibt einige Merkmale und Charaktereigenschaften, mit denen du abwägen kannst, zu welchem Chronotypen du gehörst.
Du kannst den Schlaftyp Test machen, indem du abwägst, welche Eigenschaften eher auf dich zustimmen. Wenn du Aspekte des Schlaftyps Lerche als auch Eigenschaften des Schlaftyps Eule in dir wiederfindest, bist du wahrscheinlich ein Normaltyp. Das heißt, du liegst irgendwo zwischen Langschläfer und Frühaufsteher.
Der wohl bekannteste Schlaftyp Test wurde vom Amerikaner Dr. Michael Breus entwickelt. Er beschreibt die Chronotypen ebenfalls nach Tieren. Er teilt sie allerdings nicht in Eulen und Lerchen ein, sondern spricht von Bären, Wölfen, Löwen und Delfinen.
Egal, ob dich das klassische Lerche-Eule-Modell oder das 4-Tiere-Modell von Dr. Breus anspricht, ein besseres Verständnis über deine Veranlagung, kann dazu beitragen, Schlafmangel vorzubeugen und deine Lebensqualität zu verbessern.
Entsprechend deines Schlaftypen zu leben, bringt viele Vorteile mit sich. Es gibt dir Aufschluss über deine Schlaf- und Wachzyklen sowie über die Zeiten deiner höchsten Produktivität. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören:
Der eine Chronotyp ist nicht besser als der andere. Vielleicht fällt es Nachteulen schwer, früh aufzustehen und Sport zu treiben. Oft sind es aber Nachteulen, die mit neuen gewagten Ideen um die Ecke kommen. Jeder Schlaftyp hat Eigenschaften, die sich in manchen Situationen als schädlich und in anderen als nützlich herausstellen. Um das meiste aus deinem Chronotypen zu machen, empfehlen wir dir, die sozialen und beruflichen Rahmenbedingungen an deinen Chronotypen anzupassen. Deine Schlafqualität beeinflusst sowohl deine körperliche als auch deine geistige Gesundheit. Wenn du weißt, wie dein Schlaftyp deinen Schlafrhythmus beeinflusst, wirst du deine Produktivität maximieren, gesünder leben und Wege zur Verbesserung deiner Schlafqualität finden.