„Der Grad an Genugtuung, den meine jetzige Arbeit mir gibt, habe ich noch nie erlebt.“
Als Unternehmen Verantwortung zu übernehmen, ist nicht immer einfach. Aber wir haben die Pflicht dazu. Und wir wollen es. Deshalb ist BLACKROLL Kooperationspartner von everwave, einem Unternehmen, das sich gegen die Verschmutzung von Flüssen und Ozeanen einsetzt. Mit Booten, lokalen Mitarbeitern und mit Hilfe künstlicher Intelligenz befreit everwave Gewässer von Müll, damit dieser erst gar nicht in die Meere gelangen kann. Wir haben mit Clemens Feigl, einem der Gründer von everwave, gesprochen.
BLACKROLL®: Hallo Clemens, wie ist es eigentlich für dich, interviewt zu werden? Du kommst ja eigentlich selbst aus dem Medienbereich und warst erfolgreicher Moderator.
Clemens Feigl: Also zum einen ist es sehr schön, weil ich jetzt über unsere eigenen Inhalte, die Inhalte von everwave, sprechen kann. Und da stehe ich zu hundertprozentig dahinter. Dazu würde ich sagen, dass meine vorangegangene Arbeit als Journalist mir auch hilft, die aktuelle Situation der Umweltverschmutzung einzuordnen und auf gewisse Fragen zu reagieren. Kurz gesagt: Es ist cool, macht Spaß.
BLACKROLL®: Wie kam es denn überhaupt dazu, dass du die Moderatorenkarriere an den Nagel gehängt hast und everwave gegründet hast?
Clemens Feigl: Ich habe als Moderator bei der Ocean Film Tour meine Mitgründerin Marcella Hansch kennengelernt und interviewt. Sie war Gesprächsgast und in den fünf Minuten Interview hat sie mich dafür begeistert, was für die Ozeane und zum Schutz der Ozeane zu machen. Als leidenschaftlicher Wassersportler war mir auch klar, dass wir einen Missstand haben, was Müll an Gewässern und Stränden anbelangt. Wir haben dann zwei Jahre gebootstrappt, also uns die Grundlagenforschung angeschaut, überlegt, was am meisten Sinn macht und wo sich das alles hin entwickeln kann. 2018 haben wir dann entschieden, dass wir ein Unternehmen gründen.
Also eigentlich war das nicht eine Entscheidung weg vom Moderieren, sondern eher eine Entscheidung hin zu everwave und etwas, in meiner Betrachtung, Sinnvollerem. Der Grad an Genugtuung, den meine jetzige Arbeit mir gibt, habe ich noch nie erlebt. Ich habe schon vor zweieinhalbtausend Leuten auf einer Bühne gestanden, der Applaus, die Schweinwerfer und so, das kann auch süchtig machen, aber für mich persönlich ist das jetzt eine Ebene drüber.
Auf jedes Kilo, das wir sammeln und das wir aus dem Wasser rausziehen, können wir stolz sein. Und das sind wir auch.
BLACKROLL®: Erkläre doch mal für Alle, die es noch nicht wissen, was everwave genau ist und was ihr macht.
Clemens Feigl: Everwave hat die Vision einer verantwortungsvollen Gesellschaft für gesunde Ozeane. Das bedeutet, dass wir aktuell die Situation haben, dass sehr viel Müll produziert wird und über unterschiedliche Wege, wie zum Beispiel Export oder schlechte Waste-Management-Strukturen, in die Meere gelangt. Hauptsächlich über Flüsse. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, an diesen Flüssen, also an strategisch guten Orten, Technologien zu entwickeln und lokale Recyclingstrukturen aufzubauen, um den Zustrom von Müll in die Ozeane zu stoppen.
BLACKROLL®: Warum setzt ihr an den Flüssen an? In den Medien ist ja meistens von der Verschmutzung der Ozeane zu lesen.
Clemens Feigl: Auf dem offenen Meer zu arbeiten, erschwert den Zugriff auf den Müll und die Verarbeitbarkeit des Materials ist fast unmöglich. Es kann nicht mehr recycelt werden. Dazu sind die Ozeane auch zu weit weg von den Menschen. Das heißt, wir wollten und wollen die Herausforderung der Umweltverschmutzung in den Mittelpunkt der Gesellschaft tragen. Und da helfen natürlich auch Unternehmen wie jetzt BLACKROLL dabei, mit einer großen Follower:innenschaft und mit Werten, für die sie einstehen, auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Wir wollen aufzeigen, dass es Lösungen gibt. Mit diesem Ansatz sind wir weltweit erfolgreich im Einsatz. Derzeit haben wir drei Projekte in Kambodscha, Thailand und Bosnien. Im April startet ein viertes Projekt in Albanien. Jeden Tag sammeln wir mehr Müll. Das ist was Großartiges für uns.
BLACKROLL®: Trotzdem geht euch der Müll wahrscheinlich niemals aus?
Clemens Feigl: Nein, in den nächsten 30 bis 50 Jahren sehen wir hier kein Ende. Das hat oftmals strukturelle Probleme. In vielen Ländern ist es nicht so, dass du deinen Müll auf die Straße stellst und er dann abgeholt wird. Dazu kommt, dass ein Großteil unseres Mülls in strukturschwache Regionen, wie zum Beispiel Malaysia, exportiert wird. Dort landet er dann auf legalen und illegalen ungesicherten Mülldeponien – und dann wieder in der Umwelt.
Das heißt, Müll ist ähnlich wie CO2, er kennt im Prinzip keine Grenzen.
BLACKROLL®: Zum Teil könnt ihr den herausgefilterten Müll ja sogar zurückverfolgen. Hast du da konkrete Beispiele, was dabei herauskommt?
Clemens Feigl: Es gibt Studien dazu, wer die größten Plastikmüll-Produzenten weltweit sind. Das ist kein Geheimnis. Coca Cola, Pepsi, Nestlé, das sind so die Großen und das wissen sie auch. Wir arbeiten aber nicht so sehr auf Produzentenebene, sondern eher auf inhaltlicher Ebene. Mit Drohnen und künstlicher Intelligenz werten wir die Müllsituation vor Ort aus und können dann zum Beispiel sagen, dass wir an einem Standort 100.000 Plastikflaschen gefunden haben. Das hilft uns, auf die lokalen Interessensgruppen zuzugehen und zu sagen: Hey, wie wäre es mit einem Pfandsystem, wie wäre es mit einer anderen Mülleimerstruktur, wie wäre es, wenn ihr euch auf eine Region fokussiert, weil da offensichtlich viel Müll entsteht oder viele Plastikflaschen in den Fluss gelangen. Es geht also viel mehr darum, Struktur zu schaffen und nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger auf ein Unternehmen zuzugehen und zu sagen: Hey, ihr seid böse. Aber wenn die Unternehmen das Problem erkennen, haben sie vielleicht auch Lust, sich positiv zu beteiligen. Das ist der Weg, den wir gehen und der funktioniert ganz gut.
BLACKROLL®: Wie können Unternehmen sich denn positiv engagieren?
Clemens Feigl: Es gibt zwei Möglichkeiten, sich bei everwave zu engagieren. Zum einen sind das langfristige Partnerschaften, die dann in die CSR Reportings oder die anstehenden ESG Reporting-Verpflichtung, in der Müll eine wichtige Rolle spielen wird, einfließen. Unternehmen werden zukünftig gezwungen sein, Maßnahmen zu ergreifen. Und da wollen wir Lösungen anbieten, auf die die Unternehmen zurückgreifen können. Das zweite Thema, das wir auch mit BLACKROLL umsetzen, ist die Sammlung von Müll mit sogenannten Plastic Credits, die Unternehmen bei uns einkaufen können. Für einen Euro sammeln und prozessieren wir ein Kilogramm Müll in unseren Projekten. Das Kaufen von Plastic Credits kann an den Verkauf von Produkten, spezielle Aktionen innerhalb des Unternehmens oder den eigenen Müllfußabdruck gekoppelt werden. Je mehr Unternehmen mitmachen, desto mehr Müll können wir sammeln.
BLACKROLL®: Als Privatperson kann ich direkt ja keine Plastic Credits erwerben. Gibt es trotzdem etwas, das ich in Verbindung mit everwave tun kann?
Clemens Feigl: Klar, also erstmal unseren Kanälen folgen. Das hilft uns sehr, Sichtbarkeit für die Thematik zu bekommen. Im Moment sprechen viele Unternehmen fast ausschließlich über CO2, wir haben mit Biodiversitätsverlust und Plastikmüll in der Umwelt aber ganz viele Themen, die mehr Sichtbarkeit brauchen.
Im eigenen Mikrokosmos sind das viele tagtägliche Entscheidungen im Supermarkt, am Bahnhof, beim Einkaufen.
Im Kleinen sind die Auswirkungen sehr beschränkt, aber in der Masse machen sie dann schon einen Unterschied.
Also gehe ich zum Beispiel zum Bäcker und habe meine eigene Stofftasche dabei oder meinen wiederverwendbaren Coffee to go-Becher. Es ist kein Hexenwerk, das kann ich alles machen.
Ich kann zum Beispiel auch am Wochenende, man nennt es Plogging, die Laufschuhe binden, eine Mülltüte einstecken und parallel zum Joggen Müll sammeln. Da mache ich noch ein paar Kniebeugen beim Aufheben und habe dann nicht nur Sport gemacht, sondern etwas für die Umwelt getan.
Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt sind die Kaufentscheidungen, die wir treffen. Denn es gibt immer noch viel zu viele sehr, sehr schlechte Produkte. Schlecht für uns Menschen und schlecht für die Umwelt. Mir fallen da Chips als Beispiel ein. Die Verpackung von Chips ist in den meisten Fällen nicht recycelbar, weil es Mischplastik ist.
BLACKROLL®: Bist du denn grundsätzlich gegen Plastik und Kunststoffe?
Clemens Feigl: Natürlich haben Kunststoffe auch viele Anwendungsmöglichkeiten, die sehr sinnvoll sind, oder noch nicht anders gelöst werden können. Zum Beispiel in der Medizin oder der Hygiene von Lebensmitteln. Auch die Produkte von BLACKROLL werden ja überwiegend aus Kunststoff hergestellt, so eine Rolle hält aber auch 20 Jahre und ist kein Wegwerf-Produkt und kann dann recycelt werden.
BLACKROLL®: Okay, noch mal zum Müll. Der geht euch in den nächsten Jahren ja leider erstmal nicht aus, sondern es fehlt eher das Geld, um ihn einzusammeln und zu recyceln. Wie stellt ihr sicher, dass für den Euro, den ein Unternehmen ausgibt, tatsächlich ein Kilogramm Müll gesammelt, sortiert und recycelt wird?
Clemens Feigl: Wir haben bei everwave eine maximale Transparenz in unserer kompletten Supply Chain. Das ist ein Unterschied zu anderen Anbietern. Wir verkaufen das Produkt und sammeln es selbst in unseren Projekten ein. Wenn ich jetzt in Kambodscha anrufe, bekomme ich eine exakte Info, wo heute gesammelt worden ist.
Als zweites hilft uns die Datenanalyse, also die künstliche Intelligenz, zu überprüfen, wie viele Flaschen oder welches Material wir sammeln. Und der wichtigste Punkt sind die Wiegescheine, die wir vor Ort bekommen. Das heißt, unsere Boote sammeln den Müll und liefern ihn an Land ab. Dann fahren wir zu unserer Sorting Facility. Hier findet die erste Wiegung statt, die Daten werden eingetragen, dann wird der Müll getrocknet, die zweite Wiegung findet statt, der Müll wird sortiert und dann in die unterschiedlichen Ströme gebracht. Es wird zum zweiten Mal gewogen. Alle diese Schritte werden dokumentiert und im letzten Schritt bekommen wir von einem externen Dienstleister, also dem Recycler oder der Verbrennungsanlage, den Proof, wieviel Gewicht wirklich verbrannt worden ist. Das heißt, wir haben mehrere Messstationen, an denen wir Unregelmäßigkeiten überprüfen können. Und: Die Messstation überprüfen nicht wir, sondern die überprüft ein dritter Anbieter, ein Unternehmen in Berlin, das einen Algorithmus entwickelt hat, der Datenabweichungen erkennen kann und uns gegebenenfalls alarmiert.
BLACKROLL®: Und was passiert, wenn in einem Fluss oder Stausee mehr Müll drin ist, als finanziert wurde? Stoppt ihr dann die Maschinen und dreht dem Projekt den Rücken zu?
Clemens Feigl: Nee, wir hören nicht auf. Solange wir es uns leisten können, sammeln wir weiter. Im letzten Jahr haben wir mehr gesammelt, als wir verkauft haben, und das ist auch immer unser Ansatz. Wir haben everwave nicht gegründet, um möglichst viel Geld zu verdienen, aber wir müssen unsere Kosten natürlich decken, sonst gibt es uns in ein paar Jahren nicht mehr. Der oberste Fokus bleibt aber immer die Sammlung von Müll und dann hoffen wir, dass wir genug verkaufen.
BLACKROLL®: Lieber Clemens, vielen Dank für die Eindrücke in die spannende Arbeit von everwave. Wir freuen uns, mit an Bord zu sein.