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Schlaf Psyche 11 min Lesezeit

Schlafwandeln: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

veröffentlicht von Dr. med. Simon Senner in Schlaf am
Simon Senner 2
Dr. med. Simon Senner

Wer schlafwandelt, kann Außenstehenden einen ordentlichen Schrecken einjagen. Denn Betroffene sind zwar nicht ansprechbar, tapern aber oftmals in einem halbwachen Zustand mit offenen Augen und einem starren Gesichtsausdruck umher – und das häufig für Minuten. In der Regel ist Schlafwandeln zwar harmlos, wird aber dann gefährlich, wenn die nächtliche Aktivität die Betroffenen gefährden kann. Wir erklären in unserem Artikel, wieso manche Menschen schlafwandeln, wer besonders betroffen ist und wie sich die Auslöser reduzieren lassen.

Definition von Schlafwandeln

Schlafwandeln wird in der Medizin auch Somnambulismus genannt. Das lateinische Wort „somnus“ bedeutet Schlaf, „ambulare“ wird mit „wandern“ übersetzt. Somnambulismus bezeichnet also ein Schlafverhalten, bei dem jemand während des Schlafs aufsteht und umhergeht, ohne sich dessen bewusst zu sein. Diese Episode kann wenige Sekunden dauern, aber auch Minuten anhalten – und in seltenen Fällen sogar für eine Stunde oder länger auftreten.

Schlafwandeln

Nach dem Schlafwandeln tritt eine Art Amnesie auf

Beim Somnambulismus werden nur ganz bestimmte Bereiche des Gehirns aktiviert. Schlafwandler erwachen zwar nicht vollständig, aber die Bewegungsabläufe funktionieren und ermöglichen teilweise komplexe Handlungen, die von Aufstehen und Sitzen bis hin zu Gehen, Sprechen oder sogar Kochen reichen. Das Gehirn aktiviert also die Motorik, das Bewusstsein bleibt aber ausgeschaltet. Daraus resultiert eine Art Amnesie, also Gedächtnisverlust, durch die sich Schlafwandler am nächsten Morgen nicht mehr an die Ereignisse der Nacht erinnern können.

Obwohl die Augen während des Schlafwandels geöffnet sein können, sind Schlafwandler oft nicht ansprechbar. Spricht man einen Somnambulisten an, bekommt man entweder keine Antwort oder nur unverständliche, genuschelte Worte zu hören. Typisch für einen Schlafwandler ist auch der ausdruckslose Gesichtsausdruck und ein starrer Blick beim Umherirren.

Tiefschlafphase läutet Schlafwandeln ein

Typischerweise tritt das Phänomen des Schlafwandelns während der Tiefschlafphasen auf. Die erste beginnt etwa eine bis eineinhalb Stunden nach dem Einschlafen beim Übergang von der Non-REM-Phase in die Traumschlafphase, die als REM-Phase bezeichnet wird, weil die Augen währenddessen wild zucken (REM = Rapid Eye Movement).

Das Schlafwandeln oder auch der sogenannte Nachtschreck (pavor nocturnus), der ebenfalls zu den Parasomnien (Verhaltensweisen, die im Schlaf oder aus dem Schlaf heraus erfolgen) zählt, treten häufig im Kindesalter auf und können in einigen Fällen bis ins Erwachsenenalter fortbestehen.

Schlafwandeln: 7 Ursachen und Auslöser sowie Risikofaktoren

Früher war die Annahme weit verbreitet, dass die Anziehungskraft des Vollmondes oder eine andere Lichtquelle verantwortlich fürs Schlafwandeln ist. Das Phänomen wurde deshalb sogar als Mondsucht bezeichnet. Dieser Mythos konnte inzwischen wissenschaftlich widerlegt werden. Auch wenn die Auslöser fürs Schlafwandeln bis heute nicht vollständig geklärt sind, ist bekannt, dass bestimmte Faktoren im Zusammenhang damit stehen.

In der Regel löst bereits ein einfacher Weckreiz die Aktivitäten in der Nacht aus, durch den der Betroffene aber nicht vollständig erwacht. Dafür reichen schon eine volle Blase oder laute Geräusche aus, die ins Bewusstsein der Betroffenen dringen. Wissenschaftler bezeichnen Schlafwandeln deshalb auch als Aufwachstörung.

Folgende Faktoren können das Risiko fürs Schlafwandeln erhöhen:

01 Genetische Veranlagung

Schlafwandeln soll sehr wahrscheinlich eine genetische Komponente haben. 80 Prozent aller Schlafwandler haben laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) ein weiteres Mitglied in der Familie, das ebenfalls schlafwandelt.

Genetische Veranlagung

02 Entwicklung und Alter

Schlafwandeln tritt häufiger bei Kindern auf und kann mit der Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns zusammenhängen. In sehr vielen Fällen verschwindet das Schlafwandeln spätestens im Laufe der Pubertät, kann jedoch auch im Erwachsenenalter fortbestehen.

Entwicklung und Alter

03 Schlafmangel und unregelmäßige Schlafmuster

Wer unter Schlafstörungen und Schlafmangel leidet, hat ein erhöhtes Risiko, schlafzuwandeln. Unregelmäßige Schlafzeiten, Schlafentzug oder Schlafstörungen wie Schlafapnoe können das Auftreten von Schlafwandeln zusätzlich begünstigen.

Schlafmangel und unregelmäßige Schlafmuster

04 Physischer und psychischer Stress

Stress, Angst, aufregende oder belastende Ereignisse und psychische Erkrankungen können das Risiko erhöhen, dass Menschen schlafwandeln.

Physischer und psychischer Stress

05 Einnahme bestimmter Medikamente und Substanzen

Da Schlafwandeln in der Tiefschlafphase auftritt, können Faktoren, die zu einer Schlafvertiefung führen – wie der Konsum von Alkohol, Drogen, Schlafmittel oder Antidepressiva – das Risiko für Schlafwandeln ebenfalls erhöhen.

Einnahme bestimmter Medikamente und Substanzen

06 Andere Schlafstörungen

Schlafwandeln kann mit anderen Schlafstörungen wie nächtlichen Albträumen oder unruhigen Beinen (Restless-Legs-Syndrom) im Schlaf verbunden sein. Diese Störungen können das Risiko für Schlafwandeln erhöhen oder damit einhergehen.

Andere Schlafstörungen

07 Fieber und Krankheit

Bei Kindern kann Schlafwandeln häufiger während Zeiten von somatischer Krankheit oder Fieber auftreten. Der genaue Zusammenhang zwischen körperlicher Krankheit und Schlafwandeln ist bislang jedoch nicht vollständig geklärt.

Fieber und Krankheit

Symptome und Anzeichen

Wenn andere Menschen tief und fest schlafen, beginnt für Schlafwandler die aktive Zeit. Wir haben einige der häufigsten Symptome und Anzeichen zusammengefasst:

  • Aufstehen und Umhergehen: Schlafwandler stehen während des Schlafs auf und können umhergehen oder sich im Raum bewegen. Sie können dabei langsame und vorsichtige Schritte machen oder sogar schneller laufen.
  • Gespräche oder unverständliches Gerede: Schlafwandler können während des Schlafs sprechen, murmeln oder unverständliche Laute von sich geben, ohne dabei wirklich wach zu sein.
  • Verwirrung und Desorientierung: Schlafwandler können während des Schlafs desorientiert wirken und sich an nichts erinnern, wenn sie aufwachen. Sie können Verwirrung oder Desorientierung zeigen, wenn sie angesprochen werden.
  • Gedächtnislücken: Die meisten Schlafwandler erinnern sich nach dem Aufwachen nicht an ihre nächtlichen Aktivitäten oder das Schlafwandeln selbst (Amnesie).
  • Unkoordinierte Bewegungen: Auch unkoordinierte Bewegungen sind für Schlafwandler typisch. Ihnen scheint nicht vollständig bewusst zu sein, was um sie herum passiert.
  • Sicherheitsrisiken: Schlafwandler können unbeabsichtigt gefährliche Aktivitäten ausführen – zum Beispiel Fenster und Türen öffnen, das Haus verlassen oder mit gefährlichen Gegenständen hantieren. Es gibt sogar Fälle, in denen Schlafwandler Auto gefahren sind.
  • Eingeschränkte Reaktion auf äußere Reize: Schlafwandler reagieren oft nicht oder nur begrenzt auf äußere Reize wie Ansprache oder Berührung.

Häufigkeit und betroffene Altersgruppen

Laut DGSM sind nur ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland vom Schlafwandeln betroffen. Weitaus häufiger kommt es bei Kindern und Jugendlichen vor. 15 bis 30 Prozent aller Kinder sollen demnach schon mal mindestens eine Episode Schlafwandeln erlebt haben, bei drei bis vier Prozent tritt es häufig auf. Nach dem 10. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit allerdings deutlich ab und Schlafwandeln tritt meistens gar nicht mehr auf.

Schlafwandeln altersgruppen

Erstmaliges Auftreten im Erwachsenenalter sehr selten

Wer bis dahin noch nicht geschlafwandelt hat, wird dies aller Voraussicht nach auch nicht mehr tun: Denn ein erstmaliges Auftreten im Jugend- oder Erwachsenenalter gilt als äußerst ungewöhnlich und wird meistens mit Fieber, außergewöhnlichen physischen oder psychischen Belastungen, Schlafentzug oder der Einnahme bestimmter Medikamente (wie Psychopharmaka) in Zusammenhang gebracht.

Diagnoseverfahren

Vor allem die Anamnese spielt eine große Rolle bei der Diagnose des Schlafwandelns. Dabei geht es für den Arzt darum, die typischen Anzeichen zu erkennen. Eine gründliche Befragung, in der er Informationen über die Symptome einholt und die Häufigkeit, den Schweregrad, eine potenzielle Medikamenteneinnahme, Stressfaktoren, das Vorliegen von Schlafstörungen oder die medizinische Vorgeschichte des Schlafwandlers abfragt, kann dem Hausarzt/Kinderarzt, einem spezialisierten Schlafmediziner oder Neurologen gute erste Anhaltspunkte geben, um eine geeignete Diagnose zu stellen.

Eltern oder andere Angehörige können zudem für betroffene Kinder ein Schlafprotokoll führen, um Details über das Schlafverhalten – wie Einschlaf- und Aufwachzeiten, Häufigkeit des Schlafwandelns und begleitende Symptome – zu erfassen.

Im Rahmen einer Übernachtung im Schlaflabor kann eine Polysomnographie weiteren Aufschluss über das Schlafverhalten geben. Dabei werden verschiedene physiologische Parameter wie Gehirnaktivität (EEG), Augenbewegungen (EOG), Muskelaktivität (EMG), Atemfrequenz und Herzfrequenz während des Schlafs gemessen. Obwohl Schlafwandeln während einer Polysomnographie möglicherweise nicht immer aufgezeichnet wird, kann diese Studie dabei helfen, andere Schlafstörungen auszuschließen und den generellen Schlaf zu beurteilen.

Schlafwandeln diagnoseverfahren

Behandlungsmöglichkeiten, Prävention und Tipps für den Umgang mit Schlafwandeln

Ob und wie Schlafwandeln behandelt wird, hängt vom Ausmaß, den Auslösern und individuellen Bedürfnissen des Betroffenen ab. In der Regel muss das reine Schlafwandeln nicht behandelt werden und ist auch nicht gefährlich. Dennoch ist es immens wichtig, eine sichere Umgebung zu schaffen, sodass sich der Schlafwandelnde bei seinen nächtlichen Aktivitäten nicht in Gefahr bringen kann.
Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, sollten potenzielle Gefahrenquellen (wie Messer, Scheren, andere spitze Gegenstände) aus dem direkten Umfeld entfernt, Treppenauf- und Abgänge gesichert und Mechanismen installiert werden, die das unbewusste Öffnen der Fenster verhindern. Auch sollten sich keine Möbel oder Gegenstände mit Verletzungsgefahr sowie Stolperfallen auf dem Boden im Schlafzimmer befinden. Mit diesen Maßnahmen können Angehörige eine Person, die im Schlaf umher wandelt, optimal unterstützen.

Schlafwandeln sichere umgebung

Spezielle Schlafhygienemaßnahmen können als Präventionsmaßnahme dazu beitragen, dass es seltener zum Auftreten von Schlafwandeln kommt. Dazu zählt, einen regelmäßigen Schlafplan einzuhalten, Schlafentzug zu vermeiden und Stress und Angstzustände sowie Alkohol und koffeinhaltige Getränke vor dem Schlafengehen zu vermeiden.

Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und das Schlafwandeln zu reduzieren.

Schlafwandeln entspannung

Ist das Schlafwandeln mit anderen Schlafstörungen, psychischen Erkrankungen oder medizinischen Problemen verbunden, kann die Behandlung der Grunderkrankungen dabei helfen, es zu reduzieren.

Stress- und Konfliktsituationen, die Auslöser für das nächtliche Umherwandern sein können, lassen sich zudem im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie reduzieren.

In Ausnahmefällen können auch Medikamente wie Benzodiazepine oder Antidepressiva verschrieben werden. Die Einnahme darf aber ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle erfolgen und behebt nicht die Ursachen, sondern behandelt lediglich die Symptome. Allerdings werden sie in der Regel nur in schwerwiegenden Fällen eingesetzt. Lasse dich umfassend von einem Arzt beraten, um zu klären, welche Maßnahmen für dich, deine Kinder oder andere Angehörige am besten geeignet sind.

Tipp: Wer nachts einem Schlafwandler gegenübersteht, sollte die betroffene Person nicht abrupt wecken (Notfälle ausgenommen), sondern sie ruhig ansprechen und mit beruhigenden Worten zurück ins Bett führen.

Schlafwandeln: Wann man einen Arzt aufsuchen sollte

Grundsätzlich ist Schlafwandeln nicht gesundheitsgefährdend oder per se behandlungsbedürftig. Sofern Jugendliche allerdings erst nach dem 16. Lebensjahr mit dem Schlafwandeln beginnen, sollten die Ursachen ärztlich abgeklärt werden, um neurologische Erkrankungen oder psychische Ursachen zu diagnostizieren oder auszuschließen. Das gilt ebenfalls für Erwachsene ab dem 60. Lebensjahr, bei denen ein erstes Auftreten in dieser Lebensphase als äußerst ungewöhnlich gilt und deshalb ärztlich abgeklärt werden sollte.

Schlafwandeln alter

Müdigkeit und Konzentrationsprobleme als Folge des Schlafwandelns

Da Schlafwandler einen leichteren Tiefschlaf als Nicht-Betroffene und dadurch auch einen unruhigen Schlaf haben, kann sich häufiges Schlafwandeln negativ auf den Alltag auswirken und mit Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten einhergehen. In diesen Fällen sollten Betroffene oder deren Eltern ärztlichen Rat suchen, um weitere Maßnahmen in Erwägung ziehen, die den Betroffenen eine bessere Schlafqualität ermöglichen.

Übrigens: Auch wenn sowohl Schlafwandeln als auch nächtliche Albträume (Nachtmahr) während des Schlafs auftreten und zu Schlafstörungen führen können, sind ihre Merkmale und Ursachen jedoch ganz unterschiedlich. Eine genaue Diagnose und angemessene Behandlung erfordern eine Unterscheidung zwischen den beiden Störungen durch einen medizinischen Fachmann.

Fazit

  • Schlafwandeln ist eine Schlafstörung, die häufig im Kindesalter auftritt und mit der Pubertät nachlässt. Ein erstmaliges Auftreten der Symptome im Erwachsenenalter ist recht ungewöhnlich und sollte medizinisch abgeklärt werden.
  • Schlafwandelnde verlassen ihr Bett und führen Aktivitäten wie Gehen, Sitzen oder Kochen aus, können aber auch das Haus oder die Wohnung verlassen und im Extremfall sogar Auto fahren.
  • Die Ursachen für das Auftreten des Somnambulismus sind noch nicht abschließend geklärt. Wissenschaftler vermuten aber genetische Faktoren sowie das Vorliegen anderer Schlafstörungen sowie Stress oder emotional belastende Ereignisse als Auslöser.
  • Eine genaue Diagnose stellt ein Arzt anhand einer umfassenden Befragung des Betroffenen oder seiner Angehörigen. Auch eine Nacht im Schlaflabor kann Aufschluss bringen und die Verdachtsdiagnose bestätigen.
  • Eine Behandlung des Schlafwandelns ist in der Regel nicht nötig. Betroffene sollten aber ihre Schlafhygiene optimieren, um belastende Ereignisse zu reduzieren, Entspannungstechniken erlernen und dafür sorgen, dass ihre Schlafumgebung sicher ist. In Ausnahmefällen können Medikamente zum Einsatz kommen, womit Betroffene allerdings nicht die Ursachen der Schlafstörung beheben, sondern nur die Symptome in den Griff bekommen können.