Es ist eines der aufregendsten und härtesten Abenteuerrennen der Welt und Paul Guschlbauer ist einer der erfolgreichsten Teilnehmer, der sich jahrelang in Folge beste Platzierungen sichern konnte. Dieses Jahr bereitete sich der Österreicher auf die Red Bull X-Alps, die die Athleten auf über 1200 km quer durch die Alpen führt, so fokussiert vor, wie noch in keinem Jahr zuvor. Endlich will er ganz oben auf dem Treppchen stehen.
In dem Moment als Paul merkt, dass es keinen Boden mehr unter seinen Skiern gibt, ist es schon zu spät, um zu reagieren. Paul fällt einige Meter in die Tiefe. Als er aufkommt und den harten Einschlag an seinem rechten Fuß spürt, ist es ihm sofort klar, dass er nicht nur mit einem Kratzer davonkommt. Er versucht aufzustehen und blickt auf seinen gebrochenen Skistiefel. Ganz allein in den Bergen bei dichtem Nebel weiß er: Ein Heli wird ihn an diesem Tag nicht finden. Er wird selbst dafür sorgen müssen, ins Krankenhaus zu kommen.
Es ist bereits Mittag und das Wetter nicht das Beste, als Paul sich entscheidet spontan eine weitere Trainingseinheit einzulegen. Er steckt mitten in seiner Vorbereitung auf die X-Alps 2021 – der größte Wettkampf, den es im Paragliding Sport gibt. Der Salzburger Paul Guschlbauer ist einer der erfahreneren Teilnehmer im Starterfeld der Red Bull X-Alps. Fünf Mal ist er bei diesem vielleicht anspruchsvollsten Abenteuerrennen der Welt gestartet, hat jedes Mal das Ziel erreicht und ist bisher vier Mal dritter geworden. Eine außergewöhnliche Leistung für ein Rennen, bei dem die wenigsten Athleten überhaupt die Ziellinie sehen.
Sein Traum war es immer, bei diesem Wettkampf dabei zu sein – aber Träume & Ziele verändern sich – deshalb möchte Paul in diesem Jahr endlich auch gewinnen.
Und so bricht Paul an diesem Tag auf, um noch einmal einen schneebedeckten Berg unweit seines Heimatortes Hallein zu besteigen. Einen Berg, den er sehr gut kennt und als einen seiner Hausberge bezeichnet. Radfahren, Ski fahren, wandern – Paul liebt die sportliche Trainingsvielfalt draußen in der Natur. Als Paul auf dem Weg nach oben in schlechteres Wetter kommt und dichter Nebel aufzieht entscheidet er sich diese Trainingseinheit trotzdem durchzuziehen und weiter bis zum Gipfel aufzusteigen. Auf dem Weg nach unten will er auf Skiern seiner Spur folgen, die er hinterlassen hat.
Aber Paul hat die schlechten Sichtverhältnisse unterschätzt. Er stürzt und muss selbst auf seinen Skiern zurück ins Tal fahren. Er weiß: Hier kann ihn jetzt keiner retten.
„Ich habe im kompletten White-out im Nebel eine Wechte übersehen und bin einige Meter abgestürzt und mit dem Fuß sehr hart aufgekommen.“
Die Röntgenbilder und die Diagnose der Ärzte im Uniklinikum Salzburg bestätigen Pauls Befürchtungen: Das Sprungbein seines rechten Fußes ist gebrochen. Und die Aussichten der Ärzte im Klinikum machen Paul wenig Hoffnung: sechs Wochen Gips und absolutes Ruhigstellen seines Fußes sind die Prognose. Danach muss er erstmal wieder richtig gehen lernen. Paul rechnet hoch. Es ist der 11. März. Noch rund 13 Wochen bis zum Start der Red Bull X-Alps am 20. Juni.
Pauls Kampf gegen die Zeit beginnt. Gemeinsam mit den Ärzten und Physios im Athlete Perfomance Center (APC) stellt er einen Plan auf, um es doch noch an den Start der X-Alps 2021 zu schaffen. Während der Zeit der Ruhigstellung seines Fußes ist es Pauls Aufgabe vor allem mental positiv zu bleiben. An Laufen ist ohnehin nicht zu denken, denn er darf seinen Fuß nicht belasten.
Nach einigen Wochen mit dem Gips startet Paul vorsichtige Versuche auf dem Fahrradergometer. Es bleibt bei den Versuchen und Paul muss akzeptieren, dass richtiges Trainieren mit einem Gips einfach nicht funktioniert. Geduld ist gefragt, damit er seinen Körper und seinen Fuß nicht überlastet. Ein Rückschlag wäre sein sicheres Aus für dieses Jahr.
Als Anfang Mai der Gips von Pauls Fuß entfernt wird, zeigt sich, wie viel Muskelmasse er in der Zeit der Ruhigstellung verloren hat. Die Kernspintomographie soll für Klarheit sorgen. Wird Pauls Knochen verheilt sein, oder werden die Röntgenbilder noch immer den Riss in seinem Mittelfußknochen zeigen? Die Red Bull X-Alps finden nur alle zwei Jahre statt. Sollte er nicht rechtzeitig fit werden, wird er weitere zwei Jahre auf den nächsten Start warten müssen.
Die Erleichterung ist groß, als die Bilder, die von seinem Fuß gemacht werden, einen verheilten Mittelfußknochen zeigen. Die Ärzte im Krankenhaus sind dennoch sehr skeptisch, was Pauls Pläne betrifft, in nur vier Wochen seine Fitness wieder komplett aufzubauen, um der enormen Belastung der X-Alps gewachsen zu sein. Doch Paul ist fest entschlossen und gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten beginnt er Schritt für Schritt den kontrollierten Wiederaufbau. Paul und sein Physioteam wissen: Er darf es jetzt nicht übertreiben. Die Regeneration im Wechsel mit den kräftigenden Trainingseinheiten u.a. mit den BLACKROLL® Trainingsbänder ist wichtig für den Erfolg. Regelmäßiges, gezieltes Ausrollen mit der BLACKROLL® und den Faszienbällen stehen täglich auf seinem Programm und helfen Paul, seine Muskulatur nach dem Training schnell wieder zu erholen.
„Aufgeben kam für mich nie in Frage! Mein Wille bei den X-Alps teilzunehmen, motivierte mich, täglich an meiner Regeneration zu arbeiten.“
Am 20. Juni will er auf dem Mozartplatz in Salzburg stehen und den Countdown hören. Ob als Teilnehmeroder doch nur als Zuschauer werden die nächsten vier Wochen entscheiden.
Am Tag des Startes der X-Alps 2021 betritt Paul den Mozartplatz mit sehr gemischten Gefühlen. Extrem harte Wochen mit emotionalen Höhen und Tiefen liegen hinter ihm. Wie zu jeder Ausgabe dieses Abenteuerrennens ist am Start die Hölle los: Zuschauer, Athleten, Medienvertreter, Sponsoren – ein riesen Trubel, bis die Athleten endlich über den Platz Richtung Gaisberg laufen und den ersten Startpunkt der X-Alps in Angriff nehmen. Er kennt das, doch dieses Jahr ist es anders.
Als der Countdown beginnt und der Jubel der Zuschauer lauter wird, blickt er hoch zu dem Helikopter, der über dem Platz schwebt. Paul hat es geschafft: Er steht am Start der Red Bull X-Alps 2021. Paul hört die letzten Zahlen des Countdowns: „3,2,1 Go!“ und läuft los.