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Späterer Schulbeginn: Was bringt er wirklich?

veröffentlicht von Dr. med. Alfred Wiater in Schlaf am 22.12.2025
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Dr. med. Alfred Wiater

Dein Kind ist morgens kaum aus dem Bett zu bekommen, sitzt müde im Unterricht und kann sich schwer konzentrieren? Mit dem Problem bist Du nicht allein. Die Diskussion um einen späteren Schulbeginn beschäftigt Eltern, Lehrkräfte, Schlafforschende und nicht zuletzt Schüler:innen seit Jahren. Denn ein Schulstart um 08:00 Uhr oder früher kann zu Schlafmangel, Übermüdung und Konzentrationsproblemen führen, passt gleichzeitig jedoch gut in den Tagesablauf vieler Eltern. Wir beleuchten die wichtigsten Argumente für und gegen einen späteren Schulbeginn.

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Warum kann der frühe Schulbeginn für Kinder problematisch sein?

Egal, ob wir uns an unsere eigene Schulzeit erinnern oder unter der Woche in die müden Augen unserer Kinder schauen, schnell wird klar: Der frühe Schulstart stellt Herausforderungen dar und hat teils gravierende Auswirkungen.

Bei Grundschulkindern: Hoher Schlafbedarf trifft auf frühe Weckzeiten

Auch wenn es den meisten Kindern im Grundschulalter gar nicht so schwerfällt, früh aufzustehen: Kinder zwischen 6 und 12 Jahren benötigen etwa 9 bis 11 Stunden Schlaf pro Nacht, um sich optimal zu entwickeln, zu lernen und gesund zu bleiben. Bei einem Schulbeginn um 8 Uhr müssen viele Kinder bereits um 7 Uhr oder früher aufstehen – besonders wenn der Schulweg länger ist.

Das bedeutet: Dein Grundschulkind müsste idealerweise zwischen 20 und 21 Uhr ins Bett gehen. Das ist ganz schön früh und für viele Eltern oft nur schwer zu schaffen. Hausaufgaben, Hobbys, Familienzeit und oft auch Medienkonsum verschieben die Schlafenszeit nach hinten. Die Folge: Viele Grundschulkinder leiden unter chronischem Schlafmangel, weil sie ihren Schlafbedarf nicht decken können. Morgens sind sie dann erschöpft, bevor der Schultag überhaupt beginnt. Dennoch können Eltern dem Schlafmangel bei jüngeren Schulkindern gegensteuern, indem sie den Tagesablauf auf die entsprechende Schlafzeit ausrichten und vor allen Dingen den abendlichen Medienkonsum einschränken. Das hätte den Vorteil, dass die Kinder sich frühzeitig bereits daran gewöhnen können, abends und nachts auf Medienkonsum zu verzichten. Daher stellt sich die Frage des späteren Schulbeginns im Grundschulalter nicht, die Empfehlungen beziehen sich auf das Alter ab der 9. Klasse.

Bei Jugendlichen: Die biologischen Rhythmen verschieben sich

Für Teenager ist die Situation ungleich problematischer. Denn dein Teenager wird abends nicht müde und ist morgens nicht aus dem Bett zu kriegen? Das ist keine Faulheit – das ist Biologie. Mit der Pubertät verschiebt sich die innere Uhr aller Jugendlichen dramatisch nach hinten. Aus Frühaufstehern werden Langschläfer.

Der Grund: Das Schlafhormon Melatonin wird bei Teenagern ein bis zwei Stunden später ausgeschüttet als bei jüngeren Kindern. Selbst wenn Deine 15-Jährige um 22 Uhr im Bett liegt, ist ihr Gehirn bis Mitternacht biologisch hellwach. Muss sie um 6:30 Uhr raus, fehlen wichtige Stunden Schlaf – und ihre biologischen Rhythmen sind noch mitten im Nachtmodus. Chronische Morgenmüdigkeit ist die Folge.

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Gut zu wissen: In der Schlafforschung werden Früh-, Neutral- und Spättypen unterschieden. Frühtypen werden als „Lerchen“, Spättypen als „Eulen“ beschrieben – und die Namen kommen nicht von ungefähr: Lerchen zwitschern schon bei Sonnenaufgang, Eulen sind nachtaktiv. Genauso ist es bei uns Menschen: Manche werden abends früh müde und springen morgens fit aus dem Bett (Lerchen), andere sind nachts hellwach und brauchen morgens drei Wecker (Eulen). Dieser sogenannte Chronotyp ist genetisch festgelegt, aber er verändert sich im Laufe des Lebens. So kommt es In der Pubertät zu einer Zeitverschiebung in Richtung Eule.

Dr. med. Alfred Wiater, Experte für Kinderschlafmedizin, Pädiater & Schlafforscher
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Argumente für einen späteren Schulbeginn

Würde ein späterer Schulbeginn wirklich die Probleme vieler müder Kinder und genervter Eltern lösen? Argumente pro späteren Schulbeginn lassen sich jedenfalls einige finden:

Das spricht für einen späteren Schulbeginn

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Späterer Schulbeginn: die Contra-Argumente

Das spricht gegen einen späteren Schulbeginn

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Späterer Schulbeginn pro und contra: Fazit

Die Argumente pro und contra späteren Schulbeginn zeigen: Es gibt keine einfache Lösung, die für alle Familien gleichermaßen funktioniert. Die wissenschaftlichen Argumente für einen späteren Schulbeginn sind stark, besonders wenn es um die Gesundheit und Entwicklung Deines Kindes geht. Contra-Argumente betreffen vor allem praktische Herausforderungen, die jedoch mit kreativen Lösungen bewältigt werden könnten:

  • flexible Fahrplangestaltung des ÖPNV

  • Gleitzeit-Modelle für die ersten Schulstunden

  • angepasste Stundenpläne (wichtige Fächer nicht in der ersten Stunde)

  • Selbstlernphasen am Morgen

  • Morgendliche Ausschlafmöglichkeiten auch für das Lehrpersonal

Bei einem späteren Schulbeginn würde schon eine kleine Anpassung helfen: Expert:innen empfehlen häufig, dass der Schulbeginn idealerweise nicht vor 8:30 Uhr liegen sollte. Selbst 20 bis 30 Minuten mehr Schlaf können bereits einen messbaren Unterschied machen – in Sachen Konzentration, Stimmung und Aufmerksamkeit.

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Kein späterer Schulbeginn in Sicht? Was Du als Elternteil jetzt tun kannst

Auch wenn sich an der Schulstartzeit in Deiner Region vorerst nichts ändert, kannst Du einiges tun, um Deinem Kind zu besserem Schlaf zu verhelfen:

Schlafhygiene verbessern

Achte darauf, dass Dein Kind eine regelmäßige Schlafenszeit hat und das Schlafzimmer kühl (18 °C), dunkel und ruhig ist. Gerade für Grundschulkinder ist eine ergonomische Schlafumgebung wichtig. Ein spezielles Kinderkissen wie das RECOVERY PILLOW KIDS kann dabei unterstützen, dass Dein Kind anatomisch korrekt liegt und erholsamer schläft: Die Halswirbelsäule wird optimal gelagert und Verspannungen können so vermieden werden.

Feste Gewohnheiten etablieren

Besonders bei jüngeren Schulkindern helfen Einschlafrituale beim Herunterfahren. Das können gemeinsames Lesen, ein warmes Bad oder leichte Entspannungsübungen sein. Bei Jugendlichen kann es helfen, gemeinsam eine Abendroutine festzulegen und altersgerecht anzupassen.

Bildschirmzeit begrenzen

Das blaue Licht von Smartphones, Tablets und Computern hemmt die Melatoninproduktion. Das ist bei Jugendlichen ein besonders großes Problem. Idealerweise sollte Dein Kind mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auf Bildschirme verzichten.

Realistisch planen

Überprüfe den Tagesablauf Deines Kindes. Hat es nachmittags zu viele Termine? Bleibt genug Zeit für Hausaufgaben UND Erholung? Manchmal hilft es, Prioritäten neu zu setzen.

Im Gespräch bleiben

Sprich mit Lehrkräften, anderen Eltern und der Schulleitung über das Thema. Wenn viele Eltern die Problematik ansprechen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Schulen flexible Lösungen entwickeln.

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Häufige Fragen zum späteren Schulbeginn

FAQs späterer Schulbeginn

Studien & Quellen

 

Alfonsi, V., Scarpelli, S., D’Atri, A., Stella, G., & De Gennaro, L. (2020). Later School Start Time: The Impact of Sleep on Academic Performance and Health in the Adolescent Population. International Journal of Environmental Research and Public Health17(7), 2574. https://doi.org/10.3390/ijerph17072574

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Dewald, J. F., Meijer, A. M., Oort, F. J., Kerkhof, G. A., & Bögels, S. M. (2010). The influence of sleep quality, sleep duration and sleepiness on school performance in children and adolescents: A meta-analytic review. Sleep Medicine Reviews, 14(3), 179–189. https://doi.org/10.1016/j.smrv.2009.10.004

Owens, J. A., & Weiss, M. R. (2017). Insufficient sleep in adolescents: causes and consequences. Minerva pediatrica69(4), 326–336. https://doi.org/10.23736/S0026-4946.17.04914-3

Winnebeck, E. C., Vuori-Brodowski, M. T., Biller, A. M., Molenda, C., Fischer, D., Zerbini, G., & Roenneberg, T. (2020). Later school start times in a flexible system improve teenage sleep. Sleep43(6), zsz307. https://doi.org/10.1093/sleep/zsz307