
Späterer Schulbeginn: Was bringt er wirklich?

Dein Kind ist morgens kaum aus dem Bett zu bekommen, sitzt müde im Unterricht und kann sich schwer konzentrieren? Mit dem Problem bist Du nicht allein. Die Diskussion um einen späteren Schulbeginn beschäftigt Eltern, Lehrkräfte, Schlafforschende und nicht zuletzt Schüler:innen seit Jahren. Denn ein Schulstart um 08:00 Uhr oder früher kann zu Schlafmangel, Übermüdung und Konzentrationsproblemen führen, passt gleichzeitig jedoch gut in den Tagesablauf vieler Eltern. Wir beleuchten die wichtigsten Argumente für und gegen einen späteren Schulbeginn.

Erholsamer Schlaf
für alle

Warum kann der frühe Schulbeginn für Kinder problematisch sein?
Egal, ob wir uns an unsere eigene Schulzeit erinnern oder unter der Woche in die müden Augen unserer Kinder schauen, schnell wird klar: Der frühe Schulstart stellt Herausforderungen dar und hat teils gravierende Auswirkungen.
Bei Grundschulkindern: Hoher Schlafbedarf trifft auf frühe Weckzeiten
Auch wenn es den meisten Kindern im Grundschulalter gar nicht so schwerfällt, früh aufzustehen: Kinder zwischen 6 und 12 Jahren benötigen etwa 9 bis 11 Stunden Schlaf pro Nacht, um sich optimal zu entwickeln, zu lernen und gesund zu bleiben. Bei einem Schulbeginn um 8 Uhr müssen viele Kinder bereits um 7 Uhr oder früher aufstehen – besonders wenn der Schulweg länger ist.
Das bedeutet: Dein Grundschulkind müsste idealerweise zwischen 20 und 21 Uhr ins Bett gehen. Das ist ganz schön früh und für viele Eltern oft nur schwer zu schaffen. Hausaufgaben, Hobbys, Familienzeit und oft auch Medienkonsum verschieben die Schlafenszeit nach hinten. Die Folge: Viele Grundschulkinder leiden unter chronischem Schlafmangel, weil sie ihren Schlafbedarf nicht decken können. Morgens sind sie dann erschöpft, bevor der Schultag überhaupt beginnt. Dennoch können Eltern dem Schlafmangel bei jüngeren Schulkindern gegensteuern, indem sie den Tagesablauf auf die entsprechende Schlafzeit ausrichten und vor allen Dingen den abendlichen Medienkonsum einschränken. Das hätte den Vorteil, dass die Kinder sich frühzeitig bereits daran gewöhnen können, abends und nachts auf Medienkonsum zu verzichten. Daher stellt sich die Frage des späteren Schulbeginns im Grundschulalter nicht, die Empfehlungen beziehen sich auf das Alter ab der 9. Klasse.
Bei Jugendlichen: Die biologischen Rhythmen verschieben sich
Für Teenager ist die Situation ungleich problematischer. Denn dein Teenager wird abends nicht müde und ist morgens nicht aus dem Bett zu kriegen? Das ist keine Faulheit – das ist Biologie. Mit der Pubertät verschiebt sich die innere Uhr aller Jugendlichen dramatisch nach hinten. Aus Frühaufstehern werden Langschläfer.
Der Grund: Das Schlafhormon Melatonin wird bei Teenagern ein bis zwei Stunden später ausgeschüttet als bei jüngeren Kindern. Selbst wenn Deine 15-Jährige um 22 Uhr im Bett liegt, ist ihr Gehirn bis Mitternacht biologisch hellwach. Muss sie um 6:30 Uhr raus, fehlen wichtige Stunden Schlaf – und ihre biologischen Rhythmen sind noch mitten im Nachtmodus. Chronische Morgenmüdigkeit ist die Folge.

Argumente für einen späteren Schulbeginn
Würde ein späterer Schulbeginn wirklich die Probleme vieler müder Kinder und genervter Eltern lösen? Argumente pro späteren Schulbeginn lassen sich jedenfalls einige finden:
Das spricht für einen späteren Schulbeginn

Späterer Schulbeginn: die Contra-Argumente
Das spricht gegen einen späteren Schulbeginn

Späterer Schulbeginn pro und contra: Fazit
Die Argumente pro und contra späteren Schulbeginn zeigen: Es gibt keine einfache Lösung, die für alle Familien gleichermaßen funktioniert. Die wissenschaftlichen Argumente für einen späteren Schulbeginn sind stark, besonders wenn es um die Gesundheit und Entwicklung Deines Kindes geht. Contra-Argumente betreffen vor allem praktische Herausforderungen, die jedoch mit kreativen Lösungen bewältigt werden könnten:
flexible Fahrplangestaltung des ÖPNV
Gleitzeit-Modelle für die ersten Schulstunden
angepasste Stundenpläne (wichtige Fächer nicht in der ersten Stunde)
Selbstlernphasen am Morgen
Morgendliche Ausschlafmöglichkeiten auch für das Lehrpersonal
Bei einem späteren Schulbeginn würde schon eine kleine Anpassung helfen: Expert:innen empfehlen häufig, dass der Schulbeginn idealerweise nicht vor 8:30 Uhr liegen sollte. Selbst 20 bis 30 Minuten mehr Schlaf können bereits einen messbaren Unterschied machen – in Sachen Konzentration, Stimmung und Aufmerksamkeit.

Kein späterer Schulbeginn in Sicht? Was Du als Elternteil jetzt tun kannst
Auch wenn sich an der Schulstartzeit in Deiner Region vorerst nichts ändert, kannst Du einiges tun, um Deinem Kind zu besserem Schlaf zu verhelfen:
Schlafhygiene verbessern
Achte darauf, dass Dein Kind eine regelmäßige Schlafenszeit hat und das Schlafzimmer kühl (18 °C), dunkel und ruhig ist. Gerade für Grundschulkinder ist eine ergonomische Schlafumgebung wichtig. Ein spezielles Kinderkissen wie das RECOVERY PILLOW KIDS kann dabei unterstützen, dass Dein Kind anatomisch korrekt liegt und erholsamer schläft: Die Halswirbelsäule wird optimal gelagert und Verspannungen können so vermieden werden.
Feste Gewohnheiten etablieren
Besonders bei jüngeren Schulkindern helfen Einschlafrituale beim Herunterfahren. Das können gemeinsames Lesen, ein warmes Bad oder leichte Entspannungsübungen sein. Bei Jugendlichen kann es helfen, gemeinsam eine Abendroutine festzulegen und altersgerecht anzupassen.
Bildschirmzeit begrenzen
Das blaue Licht von Smartphones, Tablets und Computern hemmt die Melatoninproduktion. Das ist bei Jugendlichen ein besonders großes Problem. Idealerweise sollte Dein Kind mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auf Bildschirme verzichten.
Realistisch planen
Überprüfe den Tagesablauf Deines Kindes. Hat es nachmittags zu viele Termine? Bleibt genug Zeit für Hausaufgaben UND Erholung? Manchmal hilft es, Prioritäten neu zu setzen.
Im Gespräch bleiben
Sprich mit Lehrkräften, anderen Eltern und der Schulleitung über das Thema. Wenn viele Eltern die Problematik ansprechen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Schulen flexible Lösungen entwickeln.

Häufige Fragen zum späteren Schulbeginn
FAQs späterer Schulbeginn
Studien & Quellen
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