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Titelbild Lipödem

Lipödem: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Dr torsten pfitzer
Dr. rer. nat. Torsten Pfitzer

Das Lipödem, eine chronische Fettverteilungsstörung, geht oft mit schmerzhaften Schwellungen und Veränderungen der Körperform einher. Trotz seiner Häufigkeit und seiner Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen bleibt das Lipödem oft unerkannt und wird mit anderen Erkrankungen verwechselt. In unserem Artikel klären wir über Ursachen und Symptome auf und welche Behandlungsmöglichkeiten Betroffenen zur Verfügung stehen.

Das Bundesministerium für Gesundheit geht davon aus, dass rund drei Millionen Frauen in Deutschland von dieser Erkrankung betroffen sind. Allerdings wird sie häufig erst nach Jahren diagnostiziert, was Betroffene körperlich und psychisch stark einschränken kann. Doch je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser lässt sich der Umgang damit erlernen und ein Fortschreiten stoppen.

01. Definition von Lipödem

Bei einem Lipödem handelt es sich um eine Fettstoffwechselerkrankung, die ausnahmslos bei Frauen auftritt. Die Fettverteilungsstörung äußert sich durch eine unkontrollierte Anhäufung von Fettgewebe an den Beinen, an der Hüfte und am Po. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Lipödem eine komplexe Erkrankung ist, bei der das subkutane Fettgewebe übermäßig wächst, indem sich Fettzellen sowie in fortgeschritteneren Stadien Flüssigkeit dort ansammeln (Lipo-Lymphödem).

Lipödeme treten stets symmetrisch auf. Das bedeutet, dass es zu einer Art säulenartigen Veränderungen und Deformierungen vor allem der Beine kommt. Ganz typisch sind die sogenannten Reiterhosen an Hintern und Hüften. Sofern sich die Erkrankung weiter nach unten ausdehnt, ist die Rede von Suavenhosen, da die Deformierungen typischerweise im Bereich der Fußknöchel enden, das Fett jedoch überlappt.
Auch wenn die Häufigkeit der Entstehung an den unteren Extremitäten höher ist, können ebenfalls die Arme betroffen sein.

Die aus der Erkrankung resultierenden Spannungsgefühle, Berührungs- und Druckempfindlichkeit und Schmerzen an den betroffenen Körperstellen können zu teils massiven physischen und psychischen Problemen bei den Erkrankten führen und ihren Alltag erheblich einschränken.

Je nach Erscheinungsbild und dem Ausmaß der Fettansammlungen wird die Erkrankung in drei Stadien unterteilt. Als Langzeitfolge kann ein Lipödem Komplikationen auslösen und zu einer Veränderung des Gangbildes, zu Fehlstellungen der Gelenke und auch zu vorzeitigem Gelenkverschleiß führen.

02. Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung eines Lipödems ist nicht genau bekannt, Mediziner gehen aber von genetischen Veranlagungen und hormonellen Veränderungen (wie in der Pubertät, nach der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren) aus, da ausnahmslos Frauen ein Lipödem entwickeln. Leiden nahe Verwandte – wie Mutter oder Schwester – unter einem Lipödem, besteht die Neigung dazu, selbst einmal davon betroffen zu sein. Mangelnde körperliche Bewegung oder schlechte Ernährung sollen hingegen keine Rolle bei der Fettverteilungsstörung spielen und können diese auch nach Entstehung nicht wesentlich beeinflussen. Auch schlanke, sportliche Frauen können betroffen sein.

03. Symptome und Anzeichen von Lipödem

Ein Lipödem zeigt sich durch verschiedene sichtbare Merkmale und körperliche Beschwerden. Um eine frühzeitige Diagnostik und Behandlung zu ermöglichen, solltest du die Symptome von Anfang an genau beobachten und rechtzeitig einen Facharzt aufsuchen. Mögliche Symptome und Anzeichen eines Lipödems können sein:

  • Unverhältnismäßige Verteilung des Fettgewebes am Körper. Betroffene Frauen haben oft schlanke Oberkörper, während ihre Hüfte, Po und Beine durch Fettpolster mit knotigen Strukturen unter der Haut stark an Umfang zunehmen. Sie müssen größere Kleidergrößen für Hosen tragen als für Oberteile. Dieses Phänomen, oft als "Reiterhosen" oder "Säulenbein" bezeichnet, ist charakterisiert durch eine ungewöhnliche Fettvermehrung und eine Veränderung im Unterhautfettgewebe, die die Form der Beine betrifft. Die Betroffenen haben oft einen erhöhten Body-Mass-Index (BMI) trotz regelmäßigem Sport und gesunder Ernährung.
  • Neben den äußerlichen Veränderungen können Frauen mit Lipödem auch Spannungsschmerzen und eine erhöhte Druckempfindlichkeit der Hautoberfläche in den betroffenen Bereichen erleben. Schwere, müde Beine, insbesondere im Laufe des Tages, und blaue Flecken schon bei geringen Stößen sind ebenfalls typisch. Dies kann zu einer Einschränkung der körperlichen Aktivitäten und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Eine frühe Intervention kann das Fortschreiten der Krankheit stoppen und Symptome lindern. Dazu gehören auch Behandlungen wie Fettabsaugung (Liposuktion) und Lymphdrainage.

Wichtig: Die Symptome eines Lipödems können von Patientin zu Patientin variieren. Einige Frauen haben möglicherweise nur leichte Beschwerden, während andere Patientinnen unter schwerwiegenden Symptomen wie starken Schwellungen oder Flüssigkeitsansammlungen leiden.

04. Diagnosestellung Lipödem

Ein Lipödem wird, insbesondere im Anfangsstadium, oftmals nicht direkt als ein solches erkannt. Die Vielfalt der Symptomatik erschwert eine schnelle Diagnose, da Lipödeme häufig mit anderen Erkrankungen wie Lymphödemen oder Fettleibigkeit (Adipositas) verwechselt werden. Bemerkst du Veränderungen an deinem Körper, die für ein Lipödem sprechen könnten, wende dich an deinen Hausarzt oder gleich an einen Facharzt. Ein Phlebologe (Venenarzt) oder Lymphologe ist der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Lipödem.

Körperliche Untersuchung ausschlaggebend

Labor- oder bildgebende Untersuchungen, mit denen sich die Erkrankung zweifelsfrei feststellen lässt, stehen aktuell noch nicht zur Verfügung. Sie werden jedoch zur zusätzlichen Abklärung meist eingesetzt. Deshalb wird ein Arzt eine genaue körperliche Untersuchung und Anamnese vornehmen. Er wird auch einen Blick auf deine familiäre Vorgeschichte und deine persönliche Krankengeschichte mit den genauen Symptomen werfen und dich zu möglichen Veränderungen in deinem Hormonhaushalt befragen.

Bei der körperlichen Untersuchung achtet ein Arzt vor allem darauf, wie dein Körper proportioniert ist und ob sich das Fettgewebe symmetrisch vermehrt hat. Durch eine Tastuntersuchung (Palpation) lässt sich feststellen, ob durch das Eindrücken des Gewebes Dellen zurückbleiben. Ist das nicht der Fall, ist ein Lipödem wahrscheinlich. Für ein Lipödem spricht auch, dass ein Kneifen an der Außenseite des Oberschenkels den Betroffenen mehr Schmerzen bereitet als an der Innenseite – im Normalfall verhält es sich umgekehrt. Für die Unterscheidung zwischen Lymphödem (entsteht bei der Störung des Lymphflusses im Körper) und Lipödem findet der Stemmer-Test Anwendung: Lässt sich die Hautfalte über der zweiten und dritten Zehe beziehungsweise dem Zeige- und Mittelfinger nicht anheben, spricht das gegen ein Lipödem.

Berücksichtige, dass die Diagnose eines Lipödems oft komplex ist und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Fachleuten notwendig macht. Ein multidisziplinärer Ansatz, bei dem Physiotherapeuten, Ernährungsberater und andere Gesundheitsdienstleister zusammenarbeiten, kann bei der Entwicklung eines umfassenden Behandlungsplans hilfreich sein.

Behandlungsmöglichkeiten bei einem Lipödem

Ein Lipödem kann Betroffene körperlich und psychisch stark beeinträchtigen. Da es aber nicht ursächlich geheilt werden kann, zielt die Behandlung darauf ab, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Welche Behandlung infrage kommt, hängt auch davon ab, in welchem Stadium sich das Ödem befindet. Im nachfolgenden Teil stellen wir dir die gängigen konservativen Therapien vor, die bei einem Lipödem zum Einsatz kommen.

Wichtig: Eine medikamentöse Therapie, die die Ursache des Lipödems bekämpft, gibt es aktuell noch nicht. Medikamente können lediglich begleitend eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.

05. Konservative Therapien

Zu den konservativen Therapien zählen die nicht-operativen. Sofern sich das Lipödem noch in einem frühen Stadium befindet, kommen zur Behandlung zunächst die konservativen Therapien infrage, um den Befund und die damit verbundenen Symptome zu verbessern und einer weiteren Zunahme der Fetteinlagerungen entgegenzuwirken. Wird die Behandlung frühzeitig begonnen und konsequent durchgeführt, stehen die Chancen aber gut, diese Therapieziele auch zu erreichen. Wir stellen euch die gängigsten konservativen Therapien vor, die bei einem Lipödem zum Einsatz kommen.

Kompressionstherapie und Lymphdrainage

Die konservative Therapie kombiniert eine Kompressionstherapie mit manueller Lymphdrainage – eine spezielle Form der physikalischen Therapie, die darauf abzielt, den Lymphfluss zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren. Dadurch wird zwar nicht das Lipödem an sich verbessert, aber die Symptome werden gelindert. Du kannst die manuelle Lymphdrainage bei einem Physiotherapeuten oder einem Therapeuten mit Zusatzausbildung durchführen lassen.

Zu einer erfolgreichen konservativen Therapie gehört neben der Lymphdrainage auch die Kompressionsbehandlung. Denn das Tragen von Kompressionskleidung kann die Schwellungen kontrollieren, die Symptome lindern und die Zunahme des Lipödems damit stoppen. Die Kompressionswäsche erhöht den Druck im Gewebe, wodurch weniger Flüssigkeit aus den Blutkapillaren ins Gewebe gelangt. Zusätzlich werden die Funktion der Lymphklappen und die Strömungsverhältnisse der Lymphgefäße verbessert. Da der Druck auf die bestehenden Ödeme diese auf eine größere Fläche verteilt, wird der Abtransport der Lymphflüssigkeit aus dem Bindegewebe erleichtert.

Neben dem Tragen von Strümpfen oder Ärmeln eignen sich für den Gebrauch zu Hause auch die COMPRESSION BOOTS von BLACKROLL. Dabei handelt es sich um Kompressionsstiefel mit einzelnen Luftkammern, die sich wechselnd aufblasen und so eine durchgängige 360°-Kompressionsmassage ermöglichen – ähnlich einer manuellen Lymphmassage. Dadurch fördern sie die Durchblutung und können so nicht nur den Lymphfluss fördern, sondern auch die Regeneration beschleunigen.

Physiotherapie und Bewegungstherapie

Um zu verhindern, dass sich das Lipödem mit seinen einschränkenden Symptomen verschlimmert, sollten übergewichtige Betroffene mithilfe einer Diät und Sport abnehmen und Normalgewichtige ihr Gewicht unbedingt halten und den Stoffwechsel optimieren. Sport und Bewegung sind deshalb zentrale Bestandteile einer Behandlung, auch wenn sie keine direkten Auswirkungen auf die Menge des Fettgewebes im Lipödem haben.

Eine ausgewogene Ernährung kann eine Reduktion des Gewichts herbeiführen und die Gesundheit des Bindegewebes zusätzlich unterstützen. Regelmäßige, schonende Bewegung fördert den Lymphfluss und verbessert auch die Muskelkraft. So kann eine sanfte Entstauung der betroffenen Regionen stattfinden.

Alle Sportarten, die im Wasser stattfinden, gelten bei einem Lipödem als ideal geeignet – also zum Beispiel Schwimmen oder Wassergymnastik/Aqua-Jogging. Aufgrund des Wasserdrucks kommt es so zu einer sanften Entstauung der Lymphflüssigkeit. An Land wird bei einem Lipödem Walking, Radfahren und Joggen empfohlen. Zusätzlich zur Bewegungstherapie sollten Betroffene regelmäßig eine manuelle Lymphdrainage vornehmen lassen, bei der Physiotherapeuten durch sanfte Bewegungen den Lymphfluss aus dem Körpergewebe in die Lymphbahnen lenken.

Fettabsaugung (Liposuktion)

Zu den nicht-konservativen Therapien bei einem Lipödem zählt der chirurgische Eingriff. Eine operative Fettabsaugung ist die einzige Möglichkeit, das krankhaft vermehrte Unterhautfettgewebe zu verringern. Mithilfe von Techniken wie Wasserstrahl, Vibrationen oder Ultraschall löst ein Arzt im Rahmen der sogenannten Liposuktion die Fettzellen vom umliegenden Gewebe und saugt sie dann über einen dünnen Schlauch – das Endoskop – ab. Eine Fettabsaugung kann in fortgeschrittenen Stadien des Lipödems in Betracht gezogen werden, um überschüssiges Fettgewebe zu entfernen. Vor einer Liposuktion sollte zur Vorbereitung die Lymphdrainage bei Betroffenen ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden.

06. Nachsorge und langfristige Selbstpflege

Die Nachsorge und langfristige Selbstpflege bei einem Lipödem spielen eine entscheidende Rolle, um die Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. In erster Linie solltest du deine Kompressionsbekleidung kontinuierlich tragen, um Schwellungen zu reduzieren, den Lymphfluss zu verbessern und die Form des Gewebes zu unterstützen.

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Nährstoffen ist, kann dazu beitragen, das Gewicht zu kontrollieren und die Gesundheit des Bindegewebes zu unterstützen. Denn ein gesundes Gewicht kann auch den Druck auf das lymphatische System verringern. Integriere zudem regelmäßige, schonende Bewegung in deinen Alltag, um den Lymphfluss zu fördern, die Muskulatur zu stärken und die allgemeine Fitness zu verbessern. Setze die regelmäßigen Lymphdrainage-Behandlungen fort, um den Lymphfluss zu fördern und Schwellungen zu kontrollieren. Ein erfahrener Therapeut kann dir dabei helfen, die richtige Frequenz und Intensität der Sitzungen für dich zu bestimmen.

Dein Therapeut kann dir auch Techniken und Dehnübungen zeigen, mit denen du den Erfolg der Lymphdrainage zu Hause unterstützen kannst. Die psychische Belastung, die durch ein Lymphödem entsteht, kann für eine zusätzliche Belastung sorgen. Der Austausch mit anderen Menschen, die ebenfalls von einem Lipödem betroffen sind, kann dich auf deinem Weg unterstützen. Online-Communities oder Selbsthilfegruppen bieten eine Plattform für Erfahrungsaustausch und emotionale Unterstützung. Alternativ kannst du auch das Gespräch mit einem Psychologen suchen, um die emotionalen Belastungen zu reduzieren, mehr Selbstakzeptanz zu erlernen und dein Selbstwertgefühl zu steigern.

07. Zusammenfassung

Die Fettverteilungsstörung Lipödem, die sich durch eine unkontrollierte Anhäufung von Fettgewebe besonders an den Beinen, an der Hüfte und am Po äußert, tritt ausschließlich bei Frauen auf und lässt sich Experten zufolge vermutlich auf genetische Veranlagungen und hormonelle Veränderungen zurückführen.

Je nachdem, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet, werden unterschiedliche Therapieansätze in Erwägung gezogen. An oberster Stelle der konservativen Therapie stehen die manuelle Lymphdrainage und das Tragen von Kompressionskleidung, um den Lymphfluss zu verbessern. Die Reduktion von Gewicht und das Halten des Gewichts sind wichtige Maßnahmen, mit denen Betroffene eine Behandlung unterstützen können.

Vor allem eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung spielen dabei eine große Rolle. Betroffene können also eine Besserung ihrer Beschwerden proaktiv mitgestalten. Wird die Erkrankung früh diagnostiziert, können die Gegenmaßnahmen dabei helfen, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.

In einem fortgeschrittenen Stadium kann ein chirurgischer Eingriff, bei dem das krankhaft veränderte Unterhautfettgewebe entfernt wird, Linderung verschaffen. Lasse dich von einem Arzt und Therapeuten umfassend beraten, welche Maßnahmen du selbst ergreifen kannst, um deinen Körper zu unterstützen und wieder mit mehr Wohlbefinden durch den Alltag zu gehen.