Ist unser körpereigenes Lymphsystem gestört, können Flüssigkeiten nicht mehr ausreichend abfließen – die Folge sind schmerzhafte Gewebeschwellungen. Mithilfe einer Lymphdrainage lässt sich der Transport von Lymphflüssigkeit jedoch wieder anregen und Wasseransammlungen im Gewebe können sanft behandelt werden. Wie genau sie funktioniert, wann sie sinnvoll ist und wann eher von dieser Maßnahme abgeraten wird, erfährst du im nachfolgenden Artikel.
Eine Lymphdrainage hat viele Vorteile und unterstützt bei zahlreichen Krankheitsbildern. Sie kann helfen, Schwellungen zu reduzieren, die Durchblutung zu verbessern, den Stoffwechsel anzuregen und das Immunsystem zu stärken. Darüber hinaus wird sie oft unter anderem bei der Behandlung von Lymphödemen, rheumatoider Arthritis oder Fibromyalgie angewendet. Wir erklären dir alles über die Vorteile einer Lymphdrainage, für wen sie geeignet ist und wie genau sie abläuft.
Um zu verstehen, was die spezielle Entstauungstherapie bewirken kann, lohnt es sich, einen Blick auf den lymphatischen Kreislauf im Körper zu werfen. Der lymphatische Kreislauf ist ein Teil des körpereigenen Abwehrsystems und spielt eine wichtige Rolle beim Abtransport schädlicher Substanzen und Mikroorganismen aus den Geweben, beim Transport von Nährstoffen und bei der Immunabwehr.
Der lymphatische Kreislauf besteht aus einem Netzwerk von Lymphknoten, Organen und Lymphgefäßen, die wie Blutgefäße durch den Körper verlaufen. Diese Gefäße sind mit den Lymphknoten verbunden, die wie Filter wirken und Krankheitserreger sowie Abfallprodukte herausfiltern. So funktioniert der Kreislauf:
Täglich werden zwei bis drei Liter dieser Gewebsflüssigkeit durch den Körper gespült.
Der oben beschriebene Transport durch den Körper findet hauptsächlich durch Bewegungen der Extremitäten („Muskelpumpe“) statt. Aber auch durch andere körpereigene Kompressionen wie Atmung, Organbewegungen und Kontraktion der Gefäße. Außerdem ist die Einflussnahme von außen möglich - hier kommt die Lymphdrainage ins Spiel.
Dass das lymphatische System auf Hochtouren arbeitet, merken wir vor allem, wenn unsere Lymphknoten merklich geschwollen sind. Denn dann produzieren sie vermehrt Abwehrzellen, zum Beispiel durch virale Infekte wie Erkältung oder Grippe, was sich oftmals durch verschiebbare, druckempfindliche Verhärtungen (zum Beispiel am Hals, unter den Achseln oder an den Leisten) bemerkbar macht.
Ein Lymphödem tritt auf, wenn sich überschüssige Flüssigkeit in den Geweben ansammelt und nicht richtig abfließt. Dies kann verschiedene Ursachen haben. In der Medizin wird zwischen primären und sekundären Lymphödemen unterschieden. Primäre Lymphödeme sind seltener und haben genetische Ursachen. Sie können bereits bei der Geburt vorhanden sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Sekundäre Lymphödeme hingegen treten als Folge einer anderen Erkrankung, beispielsweise eines Lipödems, oder eines Traumas auf. Zum Beispiel können Operationen, Krebsbehandlungen oder Infektionen das Risiko für ein sekundäres Lymphödem erhöhen.
Hinweis: Lymphödeme beginnen oftmals schleichend und können sich im Laufe der Zeit erst verschlimmern. Als Symptome verspüren Betroffene meistens Schwellungen, Schweregefühl, Spannungsgefühle und Hautveränderungen. In fortgeschrittenen Fällen können Bewegungseinschränkungen und chronische Entzündungen auftreten.
Um diese Symptome zu lindern und für eine Anregung des Lymphflusses zu sorgen, kommt als Teil der Physiotherapie die lymphatische Drainage zum Einsatz. Diese sanfte Massagetechnik hilft dabei, die Lymphe zu mobilisieren, den Transport der Flüssigkeit durch das Lymphsystem zu verbessern und Lymphflüssigkeit aus den geschwollenen Gliedmaßen zu befördern. Dadurch werden Schwellungen reduziert und ein gesundes Gleichgewicht im Körper wiederhergestellt.
Bildlich vorstellen kannst du dir das wie ein Haus mit einem Rohrleitungssystem. Wenn das Rohrleitungssystem verstopft oder beschädigt ist, kann Wasser nicht richtig fließen und es kommt zu Staus und Überschwemmungen. Genau wie unser Lymphsystem kann auch das Rohrleitungssystem repariert und gereinigt werden, um den Fluss wiederherzustellen. Die lymphatische Drainage arbeitet wie ein Installateur in einem Haus für dein Lymphsystem.
Studien haben gezeigt, dass die lymphatische Drainage bei zahlreichen Beschwerden unterstützend wirken kann – nicht nur kurz-, sondern auch langfristig.
Neben der Lymphdrainage stehen auch weitere Ansätze zur Behandlung von Lymphödemen zur Verfügung, so zum Beispiel medikamentöse Therapien oder Kompressionsstrümpfe. Daher solltest du als Betroffener beachten, dass jeder Fall individuell ist – was für eine Person funktioniert, muss nicht unbedingt für alle anderen auch gelten. Erkundige dich immer bei einem Facharzt oder Therapeuten nach den Behandlungsmöglichkeiten und entscheide dich für diejenige, die dir empfohlen wird.
Die manuelle Lymphdrainage kann in vielen Fällen Anwendung finden. Wir stellen euch ein paar der gängigsten Indikationen vor.
So sinnvoll die Lymphdrainage auch sein kann: Nicht jeder Betroffene profitiert von dieser Anwendung. Bei bestimmten Erkrankungen kann sie unter Umständen sogar den Gesundheitszustand verschlechtern. Dazu zählen:
Lasse dich vor der Anwendung einer Lymphdrainage immer umfassend von einem Arzt oder Physiotherapeuten unter Berücksichtigung möglicher Erkrankungen beraten. Nur so kannst du sichergehen, dass sich die Anwendung positiv auf deine Gesundheit auswirkt.
Bei einer manuellen Lymphdrainage handelt es sich um eine Entstauungstherapie in Form einer Oberflächenmassage mit kreisförmigen Dreh-, Pump- und Schöpfgriffen. Durch sanfte Streichbewegungen, Druck, Unterdruck und Sogwirkung bei der Behandlung soll die körpereigene Kontraktion der Lymphgefäße und damit der Lymphabfluss angeregt werden.
Lymphdrainage wird nicht nur in Physiotherapiepraxen, sondern auch in Kosmetikstudios angeboten. Du solltest stets darauf achten, dass die Behandelnden eine entsprechende Zusatzausbildung an einem anerkannten Lehrinstitut absolviert haben.
Die Lymphdrainage ist ein Baustein der sogenannten Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) und dauert, je nach Schwere der Erkrankung, in der Regel 30, 45 oder 60 Minuten. In der akuten Entstauungsphase wird sie meist täglich durchgeführt, danach ein- bis zweimal pro Woche.
Mithilfe der Entstauungstherapie macht der Therapeut die Abflusswege bei einem Lymphödem systematisch frei. Er behandelt dabei mehrere Körperregionen, um verschiedene Bereiche des Lymphsystems zu aktivieren. Die Anwendung bestimmter Techniken erfolgt hauptsächlich an den Hauptlymphabflusspunkten im Körper – wie dem Nacken, der Leiste und den Achselhöhlen.
Die Behandlung beginnt in der Regel an Hals und Schlüsselbein. Hier befinden sich besonders viele Lymphknoten. Von da aus wird über den Rumpf in Richtung Ödem behandelt. Der Großteil der Behandlung erfolgt anschließend an der geschwollenen Extremität, also meistens an Armen oder Beinen. Danach arbeitet sich der Physiotherapeut wieder bis zum Hals hoch, um die Lymphe zu den zentralen, größten Lymphstämmen zu leiten.
Im Anschluss an die Lymphdrainage erfolgt meistens eine Kompressionsbehandlung. Durch das Anlegen spezieller Kompressionsbandagen wird ein Rückfluss der Lymphe verhindert. Auch medizinische Kompressionsstrümpfe erfüllen diesen Zweck.
Mit der richtigen Vorbereitung kannst du für einen reibungslosen Ablauf deiner Lymphdrainage-Sitzung sorgen und deinen Therapeuten dabei unterstützen, dass die Behandlung angenehm und effizient verläuft. Unsere 10 Tipps zur Vorbereitung:
Je nach Diagnose und den individuellen Bedürfnissen der Patienten und der Techniken, die der Therapeut anwendet, variiert die Lymphdrainage-Sitzung. Folgende Elemente gehören aber zur Standardbehandlung:
Hast du noch Fragen zum Thema Lymphdrainage? Hier kommen die Antworten auf die gängigsten Fragen, die zum Thema Lymphdrainage vielleicht jetzt noch offen sind:
Die Nachsorge nach einer Lymphdrainage ist wichtig, um die positiven Effekte der Behandlung zu unterstützen und langfristige Ergebnisse zu fördern, und du kannst auf verschiedene Arten selbst aktiv werden. Trink ausreichend Wasser, um den Lymphfluss zu unterstützen und die aus dem Gewebe abgeleiteten Gifte zu eliminieren. Das ist besonders wichtig in den ersten 24 bis 48 Stunden nach der Lymphdrainage. Durch leichte körperliche Aktivität kannst du den Lymphfluss ebenfalls weiter fördern. Dazu zählen Spaziergänge und leichte Dehn- und Yogaübungen. Du solltest zudem den Konsum von Koffein und Alkohol reduzieren, da beide Substanzen dehydrierend auf den Körper wirken. Achte zudem auf Symptome wie Schmerzen, Schwellungen oder Rötungen und informiere deinen Therapeuten, falls du etwas Ungewöhnliches nach der Behandlung bemerkst. Plane deine Folgebehandlungen gewissenhaft, denn oftmals reicht eine einmalige Sitzung nicht aus, um von der entstauenden die Wirkung zu profitieren.
Leidest du zum Beispiel unter Lymphödemen, Venenproblemen, Verletzungen, aus denen Schwellungen und Entzündungen resultieren, unter geschwollenen Beinen in der Schwangerschaft oder hast einen chirurgischen Eingriff hinter dir, kann die Methode der Lymphdrainage mit ihrem entstauuenden Effekt eine gute Behandlungsmöglichkeit sein. Besprich die Möglichkeiten einer Lymphdrainage mit deinem Arzt, er kann dir ein Rezept ausstellen, sodass die Behandlung beim Therapeuten für dich kostenfrei ist. Wähle ausgebildete Physiotherapeuten oder Behandler mit einer zertifizierten Weiterbildung aus, um die Lymphdrainage vornehmen zu lassen.
Den Behandlungserfolg unterstützen kannst du, indem du auf Koffein und Nikotin verzichtest, viel Flüssigkeit (am besten stille Wasser) zu dir nimmst und nach den Behandlungen auf leichte Bewegung setzt. Informiere den behandelnden Therapeuten immer über deine medizinische Vorgeschichte. Nur so kann er die richtigen Handgriffe vornehmen und verhindern, dass sich in Ausnahmefällen dein Zustand sogar verschlechtert. Nach wenigen Lymphdrainage-Sitzungen wirst du sicherlich von dem entspannenden Effekt profitieren, dich wohler fühlen und eine Linderung deiner Beschwerden erfahren.