Schwere Beine und Schwellungen sind oftmals erste Vorboten für eine Venenerkrankung. Neben konservativen Therapien und chirurgischen Eingriffen kannst auch du selbst viel tun, um Venenerkrankungen vorzubeugen oder die Beschwerden zu lindern. Wir klären in unserem Artikel darüber auf, wie Venenerkrankungen entstehen, welche es überhaupt gibt und wie du sie erkennst – und geben dir Tipps zur Selbsthilfe an die Hand.
Bei Venenerkrankungen handelt es sich um einen Oberbegriff aller Krankheiten, die die Funktion der Venen einschränken. Zu den häufigsten Venenerkrankungen zählen Krampfadern (Varizen), Thrombosen und Venenentzündungen.
Um die Wichtigkeit des Venensystems zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Funktion unserer Venen im Körper. Täglich transportieren sie rund 7000 Liter Blut zum Herzen zurück. Und besonders die Beinvenen leisten dabei Schwerstarbeit – schließlich muss das Blut aus den unteren Extremitäten gegen die Schwerkraft zum Herzen zurückbefördert werden. Als natürliche Venenpumpe für den Blutfluss in den Beinen dient die Fuß- und Beinmuskulatur. Mit jeder Anspannung pressen die Muskeln das Blut gegen die Schwerkraft von unten in Richtung Herz. Zahlreiche Venenklappen sorgen dafür, dass das Blut bei der Entspannung des Muskels nicht wieder nach unten zurückfließt.
Vorstellen kannst du dir das wie ein Ventil: Sobald das Blut in Richtung Herz fließt, öffnen sich die Venenklappen, entspannt die Muskulatur hingegen, schließen sie sich, um einen Rückfluss des Blutes zu verhindern. Problematisch wird es dann, wenn sich die Venen aufgrund einer Venenerkrankung zu sehr weiten und sich die Klappen dadurch nicht mehr zuverlässig schließen. Dann staut sich das Blut in den Venen, wodurch sie sich noch stärker weiten.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zählen Venenleiden weltweit zu einer der häufigsten Erkrankungen - und die treten entgegen weit verbreiteter Annahmen nicht unbedingt nur im Alter auf. Auch wenn das Risiko mit dem Alter zunimmt, ist jeder sechste Mann und jede fünfte Frau zwischen 18 und 79 Jahren in Deutschland laut der Bonner Venenstudie von Symptomen einer Beinvenenschwäche (chronisch-venöse Veneninsuffizienz) betroffen.
Venenerkrankungen zählen damit in unserer Bevölkerung zu den großen Volkskrankheiten. Eine Venenschwäche und Venenerkrankungen können also jeden von uns treffen. Manche Menschen sind aber auch familiär vorbelastet oder tragen durch ihren Lebensstil zum Entstehen einer Venenerkrankung bei.
Vor allem unser Verhalten im Alltag hat enormen Einfluss auf die Venengesundheit. Denn insbesondere Bewegungsmangel, langes Stehen oder Sitzen, Übergewicht und eine unausgewogene Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum können zu einer erhöhten Belastung der Venen führen. Sie zählen zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung einer Venenerkrankung.
Auch haben Frauen grundsätzlich ein höheres Risiko für Venenleiden. Der Grund dafür liegt im schwächeren Bindegewebe als bei Männern, welches die Entstehung einer Venenerkrankung begünstigt. Aber auch hormonelle Veränderungen, wie zum Beispiel in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, können das Venensystem stark in Mitleidenschaft ziehen. Auch eine familiäre Vorbelastung kann das Risiko für Venenerkrankungen erhöhen. Liegen in deiner Familie gehäuft Venenleiden vor, könnte es also sein, dass auch du anfälliger für die Entstehung bist.
Hast du abends nach einem langen Tag immer wieder schwere Beine und/oder geschwollene Beine und Knöchel? Kribbeln deine Beine und/oder verspürst du Juckreiz in den Beinen? Zeigen sich feine Verästelungen, die bläulich durch deine Haut durchschimmern (Besenreiser)? Dann können das bereits erste Anzeichen für die Entstehung eines Venenleides sein, die du ernst nehmen solltest. Denn Früherkennung ist das A&O bei einer Venenschwäche – je früher du handelst, desto besser kannst du das Fortschreiten einer Venenerkrankung stoppen oder zumindest verlangsamen.
Vernachlässigst du die Symptome hingegen, zieht das möglicherweise negative Folgen für das gesamte Beinvenensystem nach sich. Denn vermeintlich harmlose Besenreiser können Symptome einer tiefen Venenschwäche sein, Krampfadern begünstigen Venenentzündungen und auch die Möglichkeit der Entstehung einer Venenthrombose besteht – dieses Blutgerinnsel wiederum kann im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Lungenembolie auslösen.
Hast du also den Verdacht, dass oben genannte Symptome für ein Venenproblem sprechen könnten, lasse dich sicherheitshalber einmal von einem Hausarzt oder gleich einem Facharzt, dem Phlebologen, untersuchen. Er ist am besten geeignet, um eine Venenerkrankung zu diagnostizieren und einzuschätzen, inwiefern deine Beschwerden behandelt werden müssen.
Venenerkrankungen sind vielfältig und lassen sich nicht auf ein Krankheitsbild reduzieren. Wir stellen dir 5 verschiedene Arten von Venenerkrankungen vor:
Die Diagnose einer Venenschwäche erfolgt in der Regel zunächst durch eine gründliche Anamnese, in der ein Arzt seinen Patienten im Gespräch zu seinen Symptomen und seiner Krankengeschichte befragen und danach körperlich untersuchen wird. Der Fokus liegt dabei auf äußerlich sichtbaren Veränderungen auf der Haut und dem Abtasten der Beine und Knöchel. Dadurch kann ein Arzt Schwellungen, Besenreiser, Krampfadern, schuppige Hautstellen, Flecken und Verfärbungen der Haut erkennen, die Hinweise auf Erkrankungen der Venen geben können.
Um Zustand und Funktion der Venenklappen zu prüfen und den venösen Blutfluss zu erkennen, kommen auch Ultraschalluntersuchungen zum Einsatz. Dazu zählen Verfahren wie Schnittbildultraschall, Dopplersonographie und Duplexsonographie. Sie stellen das Venensystem gut dar und können die Richtung und Geschwindigkeit des Blutflusses messen.
Mögliche Venenthrombosen lassen sich zudem durch eine Blutuntersuchung diagnostizieren, durch die einzelne Blutgerinnungsfaktoren überprüft werden können. Bei Verdacht auf eine Thrombose können auch mit einer Computertomographie (CT) die tieferliegenden Venen per Bildgebungsverfahren dargestellt werden.
Ziel einer jeden Therapie bei Venenschwäche ist es, dass sich die Venenklappen wieder besser schließen, sich dadurch die Durchblutung verbessert und so das Blut aus den Beinen zurück zum Herzen befördert wird. Die Wahl der Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel der Ausprägung der Venenschwäche und individuellen Symptomen.
Liegt eine Venenschwäche vor – ist die Leistungsfähigkeit des Venensystems in den Beinen also vermindert – kannst du vor allem durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen und Kompressionsverbänden eine Verbesserung deiner Beschwerden erzielen. Dabei handelt es sich quasi um die Basisbehandlung, die immer durch eine manuelle Lymphdrainage ergänzt werden sollte.
Eine Lymphdrainage kann bei der Behandlung von Venenschwäche unterstützend dabei helfen, neben der Lymphflüssigkeit auch das Blut aus den Beinen abzutransportieren und dadurch die Beine sanft zu entstauen. Bei der Lymphdrainage handelt es sich um eine spezielle Massagetechnik, die darauf abzielt, überschüssige Flüssigkeit aus dem Gewebe abzuleiten und den Lymphfluss zu fördern.
Durch sanfte, kreisförmige Bewegungen entlang der Lymphbahnen regt ein Therapeut die Bewegung der Lymphflüssigkeit an, wodurch die Entfernung von Flüssigkeit und Abfallstoffen aus dem Gewebe unterstützt wird. Idealerweise wird die manuelle Lymphdrainage mit der Kompressionstherapie kombiniert, um den Effekt der Lymphdrainage zu unterstützen.
Wichtig: Bei einer akuten Thrombose darf keine Lymphdrainage durchgeführt werden. Lasse dich umfassend von einem Physiotherapeuten beraten, welche Behandlung in deinem individuellen Fall sinnvoll ist.
Willst du deine Kompressionsbehandlung selbst unterstützen, empfehlen wir dir für den Gebrauch zu Hause die COMPRESSION BOOTS von BLACKROLL. Dabei handelt es sich um Kompressionsstiefel mit einzelnen Luftkammern, die sich wechselnd aufblasen und dadurch eine 360°-Kompressionsmassage ermöglichen – ähnlich einer manuellen Lymphmassage. Dadurch fördern sie die Durchblutung und können so nicht nur den Wasser- und Lymphabfluss anregen, sondern auch die Regeneration beschleunigen.
Ist die Venenschwäche fortgeschritten, können sich bereits Besenreiser oder Krampfadern gebildet haben, die chirurgisch entfernt werden sollten. Denn unbehandelt können Krampfadern zu Thrombosen (Blutgerinnsel in einem Blutgefäß oder im Herzen) und im schlimmsten Fall zu Lungenembolien führen – und sollten deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Abhängig vom Verfahren werden sie oftmals nicht unter Vollnarkose, sondern nur unter lokaler Betäubung von einem Gefäßchirurgen durchgeführt. Zahlreiche schonende Verfahren ermöglichen eine Entfernung von Krampfadern, ohne große Schnitte zu hinterlassen oder Schmerzen zu verursachen.
Die bekanntesten zur Verfügung stehenden Methoden, um Krampfadern zu entfernen, sind das Venen-Stripping, das Veröden (Venensklerosierung) und die endovenöse Lasertherapie. Beim Venen-Stripping handelt es sich um die klassische Krampfader-Operation, bei der die krankhafte Vene durch einen Schnitt in die Kniekehle oder Leiste aus der Haut gezogen wird. Bei den beiden anderen Verfahren verkleben erkrankte Venenabschnitte durch Injektionen von innen und werden innerhalb weniger Wochen vom Körper abgebaut, oder werden durch Hitzebehandlungen verschlossen.
Wichtig: Durch eine Venenoperation kann die Venenschwäche nicht geheilt, sondern ihr Fortschreiten nur aufgehalten werden. Betroffene sollten auch nach einer OP weiterhin dauerhaft Kompressionsstrümpfe tragen, um die positiven Effekte durch den Eingriff zu unterstützen.
1. Wippe im Stehen immer im Wechsel von den Zehenspitzen auf die Ferse und zurück.
2. Schwinge deine Beine immer im Wechsel in Form einer Acht.
3. Gehe auf der Stelle, als würdest du marschieren und schwinge deine Arme dabei mit. Versuche, deine Knie dabei so hoch wie möglich zu heben.
4. Sitzt du am Schreibtisch, kannst du deine Fußgelenke abwechselnd beugen und bis in die Zehenspitzen strecken oder auch die Fußgelenke kreisen.
5. Mache einen Ausfallschritt und stütze dich mit lang ausgestreckten Armen an einer Wand oder Tür ab. Das vordere Bein ist leicht gebeugt, das hintere gestreckt. Halte diese Stellung für ein paar Sekunden und wechsle dann die Seite.
Bemerkst du Symptome, die für eine Venenerkrankung sprechen könnten, lasse dich gründlich von einem Arzt beraten. Mit konservativen Behandlungsmöglichkeiten kannst du das Voranschreiten von Venenerkrankungen verlangsamen und Beschwerden lindern. Je nach Stadium und Ausprägung können auch chirurgische Maßnahmen zum Einsatz kommen, zum Beispiel wenn es infolge der Venenerkrankung zu einem Krampfaderleiden gekommen ist.
Achte als Betroffener vor allem auf ausreichend Bewegung, um die Venenpumpe immer wieder zu aktivieren und den Blutkreislauf zu unterstützen. So vermeidest du auch Übergewicht, das zusätzlich Druck auf die Venen ausüben kann. Auch eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst kann deine Venen stärken. Verzichte zudem weitestgehend auf Alkohol- und Zigarettenkonsum. Eine Venenerkrankung ist zwar nicht heilbar, die heutzutage zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden können Betroffenen aber dabei helfen, ein möglichst beschwerde- und schmerzfreies Leben zu führen.