Du hast Schmerzen entlang deines Schienbeins oder deiner Waden, und sie werden vor allem während dem Laufen schlimmer?
Dann könnte das eventuell auf das Schienbeinkantensyndrom hinweisen. Schienbeinschmerzen, in der Läuferwelt oft auch als Shin Splints bekannt, können oftmals eine Zwangspause für Läufer:innen bedeutet. Dabei ist das Risiko, Schmerzen im Schienbein zu entwickeln, vor allem nach langer Trainingspause oder als LaufanfängeIn besonders hoch.
Eins ist klar: eine gezwungene Laufpause ist immer lästig. Damit es gar nicht so weit kommt, verraten wir dir in diesem Artikel, was die häufigsten Ursachen, Risikofaktoren und typische Symptome des Schienbeinkantensyndroms sind.
Wenn du selbst schon unter Schienbeinschmerzen leidest, findest du hier praktische Tipps, wie du diese hartnäckige Entzündung möglichst schnell wieder loswerden könntest.
Das Schienbeinkantensyndrom ist einer der häufigsten Erkrankungen bei Sportarten mit hoher und repetitiver Stossbelastung, wie Laufen, Tanzen oder Wandern. Es ist eine häufige Verletzung, die durch wiederholte Belastung des Fusses beim Laufen verursacht wird. Es ist wichtig zu erkennen, dass das Schienbeinkantensyndrom in verschiedenen Formen auftreten kann, darunter das mediale, laterale und posteriore Schienbeinkantensyndrom.
Sollte bei dir der Verdacht oder die Diagnose auf das Schienbeinkantensyndrom bestehen, ist eine schnellstmögliche Behandlung ratsam.
Die damit verbundenen Schmerzen können oftmals auf eine Form der Überbeanspruchung oder Überlastung deiner Muskulatur hindeuten.
Schienbeinschmerzen, auch oft als das Tibiakantensyndrom oder das Shin-Splint-Syndrom bekannt, sind eine schmerzhafte Reizung an der Innen- oder Aussenseite deines Schienbeins (Tibia). Durch wiederholte und andauernde Belastung entsteht aus der Reizung eine Entzündung an der Knochenhaut. Die hartnäckige Knochenhautentzündung (Periostitis) befindet sich am Muskelansatz sowie an der Sehne des hinteren Schienbeinmuskels. Die Schienbeinschmerzen treten vor allem am Anfang des Trainings auf und steigen meist mit Dauer der Belastung.
Eine häufige Ursache für die Entwicklung des Schienbeinkantensyndroms ist eine allmähliche Überlastung des Körpers, insbesondere der Beinmuskulatur. Besonders wenn du gerade erst mit dem Laufen begonnen hast, sind anfängliche, schnelle Fortschritte sehr motivierend. Du möchtest mehr laufen und steigerst dein Training möglicherweise zu schnell.
Intensives Training oder plötzliche Trainingssteigerung können allerdings zu Überlastungserscheinungen führen. Auch wenn die Laufgeschwindigkeit oder die Trainingsumfänge zu rasch erhöht werden, ohne vorher eine ausreichend gute aerobe Grundlage zu schaffen, ist eine Überbelastung der Beine oftmals vorprogrammiert.
Das kann so aussehen: Im Winter war es zu dunkel, zu kalt und du warst vielleicht nicht motiviert, regelmäßig Laufen zu gehen. Bei den ersten Sonnenstrahlen im Frühling packt dich die Lust und du machst einen motivierten Ausflug auf die Laufbahn, um ein paar Intervalle zu machen. Am nächsten Tag machst du einen Tempolauf, weil es so gut gelaufen ist, am übernächsten Tag einen Long Run. Ohne aber vorher die passende Grundlage gelegt zu haben, das heißt ausdauernde und langsame Läufe für mindestens 6-8 Wochen, riskierst du möglicherweise Schmerzen zu entwickeln.
Zu hohe Kilometerumfänge, eine fehlende Einhaltung von Regenerationsphasen und zu intensive Einheiten sind also Risikofaktoren, das Schienbeinkantensyndrom zu entwickeln.
Abgenutzte oder nicht passende Laufschuhe, insbesondere wenn sie deine Pronation nicht ausreichend unterstützen, können ebenfalls die Ursache für Schienbeinschmerzen sein. Fehlende Schuhdämpfung, eine nicht passende Fußstütze oder abgelaufene Laufschuhe können Schmerzen an der Schienbeinkante begünstigen.
Ist die Beinmuskulatur nicht ausreichend trainiert, insbesondere im Bereich der Unterschenkelmuskulatur, wird die Belastung auf das Schienbein ebenfalls erhöht. Die Wadenmuskulatur und die Schienbeinmuskulatur arbeiten eng miteinander zusammen, um die Stabilität des Schienbeins und der Fußmuskulatur beim Laufen aufrechtzuerhalten. Ungleichgewichte in diesen Muskelpartien können die Stabilität beeinträchtigen und zu Überlastungen führen.
Auch wenn der vordere Schienbeinmuskel (Tibialis anterior) im Verhältnis zu den Wadenmuskeln (Gastrocnemius und Soleus) zu schwach ist, kann dies zu einer erhöhten Belastung des Schienbeins führen. Diese Dysbalancen führen oft auch zu Muskelverspannungen und -entzündungen, die das Schienbeinkantensyndrom begünstigen können.
Das Schienbein (Tibia) ist der lange Knochen im vorderen Teil des Unterschenkels. Er übernimmt die Hauptlast der Kraftübertragung am Unterschenkel und ist der Ursprungsort mehrerer Sehnen und Muskeln, die auf den Fuß und das Sprunggelenk einwirken.
Besonders für Läuferinnen und Läufer können sich spezifische Probleme am Unterschenkel entwickeln, die durch sportliche Überlastung, Beinachsenfehlstellungen oder Fußfehlstellungen (z.B. Plattfuß, Knick-Senkfuß) begünstigt werden.
Bei Shin Splints kann es durch die regelmäßige und wiederholte Überlastung an der vorderen oberen oder unteren inneren Schienbeinkanten zu einer schmerzhaften Reizung des Sehnen-Knochen-Übergangs kommen. Schwellung und Schmerzen entlang der Schienbeinkante sind häufige Anzeichen des Kantensyndroms.
Die Hauptsymptome für das Schienbeinkantensyndrom äußern sich deswegen meist durch einen Schmerz entlang der Schienbeinkante, der oft dumpf, schmerzhaft und pochend ist. Die Schmerzen treten oft während des Laufes auf und können sich im Laufe der Aktivität verschlimmern.
Löst ein leichtes Klopfen, Reiben oder Druck an der Schienbeinkante Schmerzen aus, dann deutet dies auf ein Schienbeinkantensyndrom hin. Dann solltest du so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.
Je schneller du mit einer geeigneten Untersuchung und Behandlung beginnst, desto eher kannst du auch wieder das Lauftraining aufnehmen. Grundsätzlich kann die Diagnose mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt werden und die Ursachen unter anderem mittels einer Laufanalyse aufgedeckt werden. Operationen sind bei den eigentlichen Shin Splints normalerweise nicht notwendig, können jedoch beim chronischen Kompartmentsyndrom oder bei Stressfrakturen in Frage kommen.
Bei den Risikofaktoren unterscheiden wir zwischen intrinsischen und extrinsischen Risikofaktoren, die das Schienbeinkantensyndrom begünstigen können.
Innere Faktoren, wie Alter, Geschlecht, körperliche Veranlagung (Körperbau), Größe, Gewicht, Körperfett und anatomische Besonderheiten, gehören zu den intrinsischen Risikomerkmalen Letztere können zum Beispiel bestimmte anatomische Beschaffenheiten wie Plattfüße oder auch Unterschiede in der Beinlänge bedeuten.
Auch Faktoren wie der allgemeine Fitness-Zustand, dein Erschöpfungszustand, die allgemeine Ausprägung der Muskelmasse oder Flexibilität können entscheidend bei der Entstehung eines Schienbeinkantensyndroms sein.
Weitere intrinsische Faktoren, die das Entstehen von Schienbeinschmerzen fördern, sind fehlendes Aufwärmen oder Abwärmen der Muskulatur, zu hohe Intensitätssteigerung, mangelhafte Lauftechnik, fehlende Muskelkraft, oder plötzliche Steigerung der Trainingskilometer.
Zu den externen Risikofaktoren gehört allen voran ein unpassendes Schuhwerk, das nicht zu deinem Fuß, Laufstil, Lauftempo oder Laufuntergrund passt. Auch wenn du ausschließlich auf harten Untergründen wie Asphalt läufst, kann das Schienbeinschmerzen begünstigen. Unebenes Terrain kann bei nicht ausreichender Regeneration allerdings ebenfalls zu schmerzhaften Erscheinungen führen.
Des Weiteren tragen Klima und Wetterbedingungen, vor allem extremes Wetter wie Kälte oder Nässe, dazu bei, dass deine Muskulatur schneller verkrampft, was Schmerzen im Schienbein verursachen kann.
Du kannst diese extrinsischen Risikofaktoren, die das Entstehen von Schienbeinschmerzen begünstigen, allerdings weitgehend minimieren.
Allein das Bewusstsein, welche Risikofaktoren existieren, lässt dich anders handeln und trainieren.
Die langsame und kontinuierliche Steigerung des Trainings ist entscheidend, um Verletzungen vorzubeugen. Achte dabei vor allem auf Trainingsumfang, -dauer und -intensität, um deinen Körper schrittweise auf eine höhere Belastung vorzubereiten. Die schrittweise Steigerung der Belastung ermöglicht deinen Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochen, sich allmählich an die Laufbelastung anzupassen.
Viele Läuferinnen und Läufer folgen deswegen der “10-Prozent-Regel”.
Diese besagt, dass der wöchentliche Laufumfang um nicht mehr als 10 Prozent gegenüber der Vorwoche erhöht werden sollte. Außerdem solltest du eine gute Grundlage aufbauen, bevor du die Intensität (schnelleres Laufen wie Intervalle) nach oben schraubst.
Als NeueinsteigerIn im Laufsport solltest du mindestens 8-12 Wochen lang im Grundlagenbereich trainieren, bevor du schnellere Einheiten im Trainingsplan inkludierst. Bei den langsamen, aeroben Läufen sollst du dich noch leicht mit anderen unterhalten können, oder bei zirka 60-70% deiner maximalen Herzfrequenz liegen.
Wenn du schon mehrere Jahre läufst, reicht oftmals auch 4-8 Wochen Grundlagentraining, bevor du mit dem Tempotraining beginnen kannst.
Für beide Leistungsstufen sind aber deine allgemeine Ausdauer und eine gute Lauftechnik entscheidend.
Aufwärmübungen und gezieltes Dehnen sind wichtige Maßnahmen, um das Schienbeinkantensyndrom zu verhindern und Schienbeinschmerzen zu reduzieren.
Du solltest mindestens 5-10 Minuten aufwärmen, bevor du mit deinem Training beginnst. Das Aufwärmen soll deinen Körper auf “Betriebstemperatur” bringen und den Körper auf die bevorstehende körperliche Aktivität vorbereiten. Du kannst zum Beispiel locker Rad fahren, am Stand laufspezifische Übungen machen oder dynamische Bewegungen durchführen.
Nach dem Laufen solltest du dann statisch dehnen, um die Muskulatur zu entspannen und die Flexibilität zu erhöhen.
An erster Stelle, um das Risiko für ein Schienbeinkantensyndrom zu minimieren, steht die Dehnung der Waden. Stelle dich dazu aufrecht hin, setze einen Fuß nach vorne und ziehe deine Zehen Richtung Oberkörper. Senke deinen Oberkörper dann langsam Richtung der Zehen ab, bis du eine angenehme Dehnung der Wadenmuskulatur spürst. Wechsle die Seite und halte die Position für je 30-60 Sekunden.
Eine andere geeignete Dehnübungen ist das Dehnen der Waden auf einer Erhöhung oder Stufe. Stelle dich dazu mit beiden Füßen auf die Erhöhung, und drücke dann eine Ferse langsam Richtung Boden, bis du einen Zug verspürst. Dehne wieder auf beiden Seiten. Ein gesamtes Dehnprogramm für die vordere und hintere Muskelkette deines Unterkörpers ist allerdings ratsam.
Die Wahl des richtigen Laufschuhs für deine Fußform, deinen Laufstil und deine Ziele ist entscheidend, wenn es um Verletzungsprävention geht.
In erster Linie ist es ratsam, eine professionelle Laufanalyse durchzuführen, um zu erfahren, welcher Typ Schuh für dich geeignet ist. Oft können Laufschuhe mit extra gedämpfter Zwischensohle deine Füße und Beine schützen.
Einlagen können ebenfalls eine Option sein, um deine Schuhe an deine individuellen Bedürfnisse anzupassen.
Finde für dich heraus, welche Art von Stützhilfe du brauchst, wie viel Dämpfung du brauchst, und ob dein Laufschuh deinem Fuß genügend Platz gibt. Achte auch darauf, dass deine Laufschuhe sich nicht zu sehr abnutzen. Laufschuhe verschleißen im Laufe der Zeit und verlieren nach und nach ihre Dämpfungseigenschaft. Tausche die Schuhe deswegen regelmäßig aus, um die Gefahr von Überlastung und Schienbeinschmerzen zu reduzieren.
Deine Schuhe sollten in etwa 500-800 Kilometer haltbar sein, je nach Qualität, Laufhäufigkeit, -intensität, -stil, und Körpergewicht.
Ein guter Laufstil ist ebenfalls wichtig, um Läuferverletzungen entgegenzuwirken. Eine effiziente Fußaufsatztechnik, die Schrittfrequenz, Atmung, Schrittlänge und Rhythmus sind dabei einige wichtige Punkte, die du beachten solltest.
Suche dir eine Laufgruppe unter professioneller Anleitung bzw. einen Laufexperten, der dir individuelle Tipps geben kann. Eine optimierte Lauftechnik hilft dir, effizienter zu laufen, deine Leistung zu steigern und Verletzungen zu minimieren. Wenn du beispielsweise die Zehenspitzen beim Aufsetzen dauerhaft zu sehr nach oben ziehst, kann das den Musculus tibialis anterior (vorderer Schienbeinmuskel) überlasten und eine Entzündungsreaktion auslösen.
Die richtige Lauftechnik ist daher enorm wichtig, um das Schienbeinkantensyndrom zu umgehen
Viele Übungen mit der Faszienrolle können helfen, Schmerzen nachhaltig zu lindern. Auch wenn das Massieren der Muskulatur am Anfang noch unangenehm sein kann, helfen dir die Übungen, die Waden- und Schienbeinmuskulatur großflächig aufzulockern.
Faszienmassagen wirken sich direkt auf muskuläre Strukturen aus und helfen dabei, sportbedingte Verletzungen zu reduzieren. Neben anderen therapeutischen Ansätzen wie Nahrungsergänzungsmitteln, Tragen von Kompressionsbekleidung oder aktivem Dehnen, gilt die myofasziale Massage als sehr hilfreich.
Hier haben wir einige Übungen für dich zusammengestellt, die dir bei der Behandlung des Schienbeinkantensyndroms helfen können.
Konservative Ansätze wie Physiotherapie und die Implementierung von gezielten Übungen zur Verbesserung der Schienbeinschmerzen sind altbewährt. Typische Übungen inkludieren das Dehnen und Kräftigen der Wadenmuskulatur, sowie das Training deiner Bein- und Fußstabilität.
Medikamentöse Therapien können Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) werden hier oft zur Behandlung eingesetzt. Da die Schmerzen dadurch nur vorübergehend gelindert werden, sollte die medikamentöse Behandlung nur Teil einer umfassenden und ganzheitlichen Behandlungstherapie sein.
Die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln kann in Erwägung gezogen werden, um die Schmerzlinderung zu unterstützen. Omega-3-Fettsäuren, Curcumin, oder Vitamin D können Entzündungen reduzieren, die Knochen stärken und deine Gesundheit unterstützen. Allgemein sind Ruhe und Schonung die wichtigsten Bestandteile deines Heilungsprozesses. Mache eine Laufpause, bis du wieder schmerzfrei bist.
Leider kann es manchmal mehrere Wochen oder Monate dauern, bis das Schienbeinkantensyndrom wieder ganz abgeklungen ist. Allerdings ist die Dauer der Laufpause höchst individuell und kann durch den Einsatz der oben genannten Maßnahmen verkürzt werden.
Grundsätzlich solltest du in jedem Fall nach deiner Genesung schrittweise zum Laufsport zurückkehren. Je nach Länge der Laufpause solltest du nicht dort wieder einsteigen, wo du aufgehört hast, sondern Laufumfang-, -häufigkeit und -intensität langsam und stetig wieder erhöhen.
Ideal für den Wiedereinstieg sind zunächst gelenksschonende Alternativsportarten wie Schwimmen oder Radfahren, bevor du wieder mit einem vollen Laufprogramm anfängst. Wenn du dann wieder mit dem Laufen beginnst, starte mit nur wenigen Kilometern, oder der "Run-Walk"-Methode. Das heißt, du läufst für ein paar Minuten, machst kurze Gehpausen und läufst dann wieder.
So kannst du dich allmählich an die Belastung herantasten und auch besser beurteilen, ob die Schmerzen ganz abgeklungen sind.
Auch wenn das Schienbeinkantensyndrom deinem Laufleben einen ordentlichen Dämpfer versetzen kann, solltest du nicht verzagen.
Mit dem richtigen Ansatz und etwas Geduld wirst du bald wieder in den Laufsport einsteigen können. Achte auf ein passendes Schuhwerk oder Einlagenversorgung, auf gezielte Kraft- und Dehnungsübungen, und auf eine langsame Steigerung deiner Trainingsumfangs- oder Intensität.
Vergiss nicht die regelmäßige Massage der Muskulatur rund um dein Schienbein und steige wieder Schritt für Schritt in dein Training ein.
Wenn du deinen Heilungsprozess noch mit ausreichend Ruhe, Schlaf und einer gesunden Ernährung unterstützt, dann steht deinem Wiedereinstieg in das Lauftraining bald nichts mehr im Weg!