Seine Karriere verlief in den letzten drei Jahren allerdings nicht ganz so wie erhofft. Der Durchmarsch blieb aus, die Siege auch. Bis zuletzt. Marco Brenner hat die erste Etappe der Settimana Coppi e Bartali für sein neues Team, das Tudor Pro Cycling Team, gewonnen. Eine Erleichterung für ihn. Und ein Versprechen für die Zukunft.
Noch vier Kilometer bis zur Ziellinie. Obwohl es bergab geht, ist der Puls aller Radrennfahrer der Settimana Coppi e Bartali hoch. Es wird Vollgas gefahren. Dann der Angriff von Marco Brenner vom Tudor Pro Cycling Team. Er löst sich alleine aus dem Hauptfeld. Ein kleiner Vorsprung. Sehr klein. Nur wenige Sekunden. Aber Marco bleibt vorne und gibt alles. Noch zwei Kilometer. Marco kämpft. Er blickt über die Schulter, sieht in der Sonne, die durch die Häuser auf die Zielgerade scheint, keinen Schatten und weiß: Ich habe es geschafft.
Endlich. So oft hat er es in den letzten Jahren versucht, nie hat es funktioniert. An diesem Tag in Pesaro ist es anders. Marco feiert seinen ersten Profisieg. Er reißt die Hände in die Höhe, jubelt. Zurecht.
„Das waren die längsten zwei Kilometer meiner Karriere. Als ich gesehen habe, dass ich gewinne, war ich einfach nur happy.“
Wir sprechen einen Tag nach der Rundfahrt mit Marco. Entspannt sitzt der 21 Jahre junge Profi-Athlet in seiner Wohnung in Andorra. Auf den weiteren Etappen der Settimana Coppi e Bartali und der Rückreise hatte er Zeit, die Ereignisse auf sich wirken zu lassen und sie zu verarbeiten. Eine riesige Erleichterung war der Sieg für ihn. Für ihn, den Rennfahrer der als eines der größten Talente des Radsports gehandelt wird, so jung wie kein anderer Radsportler einen Vertrag in der World Tour, der ersten Liga des Radsports, unterschrieben hat, aber dann drei Jahre lang kein Rennen gewinnen konnte.
Nach seinem Teamwechsel zum Schweizer Tudor Pro Cycling Team, hat es gleich im Frühjahr geklappt. Das Team gibt ihm Vertrauen und Verantwortung zugleich. Der Angriff auf der ersten Etappe war genau so geplant, Marco hat ihn perfekt umgesetzt.
"So richtig realisieren kann ich es erst jetzt, ich freue mich riesig über meinen ersten Sieg und habe jetzt ein gesundes Selbstvertrauen für die nächsten Rennen. Ich bin hungrig, noch mehr Rennen zu gewinnen“
blickt Marco bereits in die Zukunft. Auf den Giro d’Italia, die einzige dreiwöchige Rundfahrt, für die sein Team eine Wildcard bekommen hat, wird er verzichten. Sein Rennprogramm ist dennoch exzellent und bietet ihm viele Chancen, wieder der Siegfahrer zu werden, der er bei den Junioren war. In dieser Altersklasse hat er der Konkurrenz quasi keine Chance gelassen, siegte bei den Deutschen Meisterschaften auf der Straße und im Einzelzeitfahren, gewann die Bundesliga-Wertung, Etappen und Gesamtwertungen bei internationalen Rundfahrten sowie Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften im Einzelzeitfahren.
Talent allein reicht nicht aus
Diese Erfolge habe er vor allem mit seinem Talent erreicht, sagt Marco. Das Training sei nicht übermäßig professionell, sondern selbst gesteuert gewesen. Obwohl er bereits bei seiner Einschulung der festen Überzeugung war, dass er einmal Radprofi wird.
„Ich muss nicht lesen und schreiben lernen, ich werde Radprofi“,
soll er da gesagt haben. Und Marco bestätigt diese Geschichte. Er hat dann natürlich trotzdem lesen und schreiben gelernt – und im ersten Profi-Jahr auch erkannt, dass Talent alleine, so groß es auch ist, nicht reicht. „Ich habe gesehen, dass ich richtig hart arbeiten muss, dass mir mein Talent ohne Fleiß und Ehrgeiz nicht viel bringt“, sagt Marco. Ein Jahr hat er gebraucht, um sich die Grundlage für die schweren Profi-Rennen anzutrainieren. Im letzten Jahr, seinem dritten Profi-Jahr, saß er knapp 30.000 Kilometer im Sattel. So viel, wie nur wenige mit dem Auto fahren.
Harter Trainingsalltag
Ehrgeiz und Fleiß. Zwei Punkte, die Marco ebenfalls lebt. Ja leben muss. Ohne sie hätte er es nicht so weit gebracht. Seine Tage ohne Rennen sind komplett auf das Training ausgerichtet. Nach dem Aufstehen dehnt sich Marco erstmal zehn bis 15 Minuten.
„Ich bin anfällig für verhärtete Muskulatur, deshalb gehören BLACKROLL und Stabi-Training sowie zur Regeneration die COMPRESSION BOOTS zu meinen Einheiten und zu meinem Alltag dazu“
, erzählt Marco.
Auf den Morgensport folgt ein Frühstück mit Porridge und Beeren, Erdnussbutter und Proteinpulver. Marco braucht Energie für das Training, trotzdem muss er als Radsportler, der mit den Besten am Berg mithalten möchte, auf sein Gewicht achten. Bei 178 cm Körpergröße wiegt Marco nur etwas mehr als 60 kg. Es folgt ein Kaffee in einem Café auf der Straße in Andorra und ein weiteres 15 bis 20-minütiges Aktivierungsprogramm für den Rumpf, bis es schließlich mit dem Rad los geht. Drei bis sechs Stunden dauert eine Einheit. Marco trainiert gerne alleine, um sich voll zu fokussieren. In Andorra hat er aber auch die Möglichkeit, mit befreundeten Profis aus anderen Teams zu fahren, um sich bei längeren und ruhigeren Trainingseinheiten mit einem Plausch die Zeit zu vertreiben.
Nach dem Training gibt es einen Recovery-Shake, ein Sandwich, natürlich eine Dusche – und noch mehr Kaffee. Zum Abendessen kocht er sich gerne eine Gemüsepfanne mit Kartoffeln. Reis und Nudeln kommen zuhause nicht in den Topf. „Davon bekommen wir schon zu viel bei den Rennen“, lacht Marco. Insgesamt ist er weit über 200 Tage im Jahr mit dem Team unterwegs.
Regeneration im Schlaf
Bei all der Belastung ist für Marco der Schlaf das wichtigste Element der Regeneration. „Zum Glück kann ich eigentlich immer gut schlafen. Aber das ist ein sehr individuelles Thema und ich weiß, dass es nicht allen so geht“, berichtet Marco.
„Alle Team-Fahrer haben das Recovery Pillow von BLACKROLL und bei großen Rennen haben wir sogar die Recovery Base, die Matratzen von BLACKROLL, dabei. Immer das gleiche Setup zu haben, ist meiner Meinung nach extrem wichtig für einen guten Schlaf“
, so Marco.
Mit Spaß zum Erfolg
Sein eigenes Setup, zumindest was das Team betrifft, ist dieses Jahr neu. Der Wechsel hat sich mit dem Sieg bereits jetzt ausgezahlt. Die Motivation und der Spaß, mit dem Team zu Rennen anzureisen, ist für Marco groß. „Das Umfeld ist familiär, gleichzeitig sehr professionell und innovativ. Ich fühle mich super wohl und die Freude am Radsport ist wieder da“, sagt Marco.
Trotz des Sieges hat Marco in diesem Jahr noch viel vor. Er will weiter offensiv fahren, etwas ausprobieren, mit dem Team wachsen, bei einer Rundfahrt in den Top Ten der Gesamtwertung landen und möglichst noch ein weiteres Rennen gewinnen. Aber auch mit dem einen Sieg ist Marco am Ende der Saison zufrieden – wenn er sich die Freude und den Spaß mit seinem Team zu fahren beibehält.